Zurück von Olchon haben wir uns wieder im Baikaler Hostel in Irkutsk eingenistet. Nach ein paar Sparziergängen hieß es am Samstag wieder Rucksäcke packen und Abschied von Rußland nehmen...wir freuen uns einfach riesig auf eine komplett andere Kultur in der Mongolei. Trotzdem hatten wir in Russland eine wirkliche gute Zeit, waren überrascht von der Gastfreundschaft und können jedem der sich für das Land interessiert nur empfehlen es zu besuchen!
Gespannt auf unsere zwei Abteilgenossen stiegen wir neugierig in den Zug nach Ulan Bator Wir hatten Glück: Zwei junge Schweizer! Patrik und Christian! Die beiden entpuppten sich als sehr nette Reisegefährten. Sie sind für drei Monate unterwegs, bevor ihr Studium beginnt.
Wir haben uns gleich gut verstanden und so war es auch nicht so tragisch, dass wir an der Grenze zur Mongolei mit dem Zug insgesamt sieben Stunden stehen blieben und die mühsamen Zollkontrollen über uns ergehen lassen mussten.
In Ulann Baator angekommen stand zu unserer Überraschung ein Mann mit meinen Namen auf einem Schild auf dem Bahnsteig. Welch Glück, unser Hostel hat 'nen Shuttleservice for free!! Der war auch dringend nötig. Unser Hostel entpuppte sich als Appartment im achten Stock eines normalen Wohngebäudes in UB. UB so nennen die Mongolen übrigens Ihre Hauptstadt. In unserem Zimmer schlief noch ein Mädchen...naja wir waren auch ziemlich früh in UB angekommen und check out Zeit war auch noch nicht. Da wir noch keinen einzigen Tugrik (Mongolische Währung) in der Tasche hatten und wir das Mädchen nicht wecken wollten, nahmen wir unseren kleinen Rucksack und machten uns fertig rauszugehen und einen Geldautomaten zu finden. Doch da hörten wir das Mädchen rufen: Stop leave all your bags here!!!
Sie erklärte uns das unheimlich viel geklaut wird. Rucksäcke werden entweder geöffnet oder aufgeschnitten und man sollte keine Wertsachen mit raus nehmen - kein gutes Gefühl...trotzdem ging unser erster Gang zurück zum Bahnhof...wir empfanden beide, dass 6 Tage Aufenthalt für die Mongolei viel zu wenig sind. Also probierten wir unser Ticket umzutauschen. Das ging auch, dauererte aber ca. 2 Stunden und wir mußten in dem Bahngebäude von einem Schalter zum anderen laufen und wieder zurück zum ersten usw. Wir bekammen die Mongolsiche Bürokratie in vollen Zügen zu spüren. Aber was solls - neuer Abfahrttermin in Richtung Beijing war der 16.6.!!
Zurück im Hostel trafen wir das Mädchen das in unserem Zimmer "noch" wohnte wieder. Sie hieß Jamie und lebte schon seit zwei Jahren in der Mongolei. Sie wurde vom Amerikanischen Friedenschor hierher geschickt um Englisch zu untterrichten. Sie war wirklich sehr nett und erzählte uns sehr viele interresante Geschichten über die Mongolei und die Mongolen. Wir wissen jetzt z.B. das UB die Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung der Welt ist. Auf den Hügeln rund um UB stehen tausende Jurten die mit Ihren kleinen Öfen alles verbrennen was brennt. Außerdem stehen in UB fünf Kohlekraftwerke die Ihren Teil zu der Luftverschmutzung beitragen, im Winter soll die Sichtweite bei ca. 50m liegen und jeder leidet an Husten. Außerdem gibt es eine Abreitslosigkeit von 25%! Umweltverschmutzung und viel Korruption. Das Land hat viele Bodenschätze wie Gold...aber von dem Geld was damit verdient wird sieht man in UB kaum etwas. Ja, sie war schon sehr frustriert und freute sich das Sie in drei Monaten nach Hause durfte.
Nachdem wir soviel Schlechtes gehört hatten, wollten wir nur schnell raus aus UB. Wir trafen uns mit den beiden Schweizern und buchten eine 7-tages Tour durch die Gobi! Es sollte auch gleich schon am nächsten Tag losgehen...das hieß für uns wieder neu packen und Essensvörräte kaufen. Nachdem wir das alles erledigt hatten und noch mit meinen Eltern telefoniert hatten ging unser erster Tag ziemlich spät zu Ende.
Siebentages-Gobi-Trip.
Um 11.00 versammelte sich unsere Gruppe, bestehend aus zwei Amerikanern, einem Schweden, einem Franzosen aus Reunion-Island, unseren zwei Schweizern Christian und Patrick und uns beiden. Begleitet wurden wir von einer Köchin, einem jungen Studenten der als Übersetzer fungierte und den zwei Fahrern. Wir teilten uns einen alten russischen Minibus (Hleb) mit Hoffi und Chrigu (den Schweizern). Die Fahrt ging los. Zuerst gings durch den Verkehrsdschungel von Ulan Bator. Etwas ausserhalb der Stadt gings weiter über holprige, von Schlaglöchern übersähte Strassen, welche dann von den einfachen "Landstrassen" in der Steppe abgelöst wurden. Mittagessen (Menu: Gulasch mit Lammfleisch) gabs beim ersten Stopp im Grasland.
Nach etwa fünf Stunden erreichten wir die Gastfamilie, bei der wir unsere erste Nacht verbrachten. Die Familie hat ihre Jurten gleich am Fuße eines Berges aufgestellt. So nutzten wir die Gelegenheit, kletterten die Felsen hoch und genossen die sagenhafte Aussicht bei orkanartigen Windboeen. Zurück auf dem Boden, durften/mussten wir zusehen wie eine Ziege geschlachtet und ausgeweidet wurde.
Irgenwie hatte ich das Gefühl als müsste ich mir das angucken. Ich esse gerne Fleisch hatte aber noch nie gesehen wie man ein Tier in seine Einzelteile zerlegt und woher das Fleisch das ich in Deutschland nur aus Plastikverpackungen her kenne herkommt. Das war für mich wirklich sehr interresant. Hätte nicht gedacht, dass dabei so wenig Blut im Spiel ist und das sich das Fell so leicht vom "Rest" ablösen lässt.
Zum Abendbrot bekammen wir jedoch Nudeln mit Fleisch und Rüben und nicht die frischgeschlachtete Ziege - dachten wir... Als wir fertig mit dem Essen waren kam unser Dolmetscher und fragte, ob wir noch eine Suppe möchte. Suppe klar warum nicht?
Die Suppe war aus dem Sud der gekochten Innereien. Dazu wurden die gekochten Innereien serviert. Probieren war aber freiwillig. Naja jetzt wissen wir wenigsten das Pansen, Arterie und Innereiensuppe essbar sind und Ziegenleber und Lunge definitiv nicht zu unseren Lieblingsgerichten gehört.
In der Nacht bestaunten wir noch den umwerfenden Sternenhimmel und gingen schlafen.
Pünktlich um 9.00 Uhr ging es weiter durch die Steppenlandschaft. Nachdem wir im Auto stundenlang durchgerüttelt wurden, besuchten wir ein während der Kommunistenzeit zerstörtes Kloster. Unterwegs gabs neben der unendlichen Weite auch unzählige Schaf- und Ziegenherden und wilde Pferde zu sehen. Die Nacht verbrachten wir wieder bei einer Familie, welche uns ihre Jurten zur Verfügung stellte. Die Umgebung erinnerte uns alle sehr an Mordor aus Herr der Ringe.
Am dritten Tag führte uns die Reise zum Dinosaur-Valley, wo man unzählige Fossilien aus der Urzeit gefunden hatte. Der Ort hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Grand Canyon in den USA (zumindestens stellen wir ihn uns so vor...nur viel größer).
Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter in Richtung Wüste. Die Landschaft wurde immer karger und staubiger, man sah unterwegs die ersten Kamele. Gegen Abend erreichten wir unsere nächste Gastfamilie, welche etwa 300 Metern von der Sandwüste entfernt ihre Jurten aufgebaut haben. Von dort aus gabs einen schmerzhaften Kamelritt zu den Dünen. Am Fusse der Wüste angekommen, stiegen wir ab und setzten unseren Weg zu Fuss weiter. Oben auf der etwa 100 Meter hohen Sanddüne angekommen bestaunten wir die unbeschreibliche Aussicht. Nach dem Ritt zurück gingen wir nach dem Abendessen mit schmerzenden Hintern ins Bett.
Nach der Wüste gings auf den Gletscher und zu eingefrorenen Wasserfällen. Wir besuchten an diesem Tag das Ice Valley und den Ice Mountain. der Gletscher war aber eher klein. Verrückt war es trotzdem, Stunden zuvor befanden wir uns noch in der Wüste jetzt gingen wir auf meter dickem Eis spazieren. Am Abend erreichten wir die Stadt Dalandzadgad mit ihren 10 000 Einwohnern. Erstmals gabs Elektrizitaet und im Zentrum der Stadt eine öffentliche Dusche, die wir alle genossen! Die Stadt bestand hauptsächlich aus Blech- und Holzzäunen, Zelten, Staub, einer Asphaltierten Hauptstrasse und einem unermüdlich qualmenden Kohlekraftwerk . Auch hier übernachteten wir wieder in einer Jurte. Am Abend gönnten wir uns zusammen mit unseren Reisegefährten ein mongolisches Bier. Unsere Fahrer und der Dolmetscher taten das wohl auch...allerdings vermute ich das es wohl eher mehrere Biere oder die eine oder andere Flasche Wodka war. In der Nacht fiel der Dolmetscher auf mich drauf und weckte mich damit...und ich musste mir mit anhöhren wie er neben unsere Jurte kotzte...
Der fünfte Tag verlief ohne Highlights. Nach nur zwei Stunden Fahrt, erreichten wir kurz nach Mittag unsere Gastfamilie. Ohne genau zu wissen, warum wir nicht weiterfuhren, verbachten wir den Rest des Tages in der Jurte, geschützt vor der sengenden Hitze, mit schlafen und lesen. Wahrscheinlich haben unsere Fahrer den Alkohol des Vorabends nicht so gut verkraftet und mussten ihren Kater auskurieren.
Nach der Weiterfahrt am nächsten morgen erreichten wir schon nach wenigen Minuten den White Mountain. Genervt darüber, dass wir dies nicht schon am gestrigen Tag gemacht haben, genossen wir trotz allem den Anblick dieses schönen Ortes. Auch hier erinnerte das Landschaftsbild an den Grand Canyon (Notiz an mich: Irgendwann musst du mal den Grand Canyon besuchen!).
Gleich in der Nähe, erreichten wir eine kleine Höhle. Wer wollte, konnte sich hindurchzwängen. Man musste teilweise hindurchrobben, war aber nach wenigen Minuten schon wieder draußen. Trotzdem raste mein Herz und ich war überglücklich nachdem ich wieder draußen war!!! Die Höhle wird angeblich von einer schlechten Aura umgeben, weshalb sich bisher noch kein Fahrer hineingetraut hat
Um 16.00 gelangten wir zur nächsten Gastfamilie. Dort war ein grosses Fest im Gange: Der kleine Sohn wurde drei Jahre alt. Dies ist in der Mongolei ein besonderes Alter, man erlangt einen gewissen Status. Die Haare werden an diesem Tag komplett abgeschnitten und in einer Truhe aufbewahrt. Das gleiche passiert dann nochmal am fünften Geburtstag. Es wurde ausgelassen gefeiert. Das erste was wir sahen war ein alter Mann der etwas weiter abseits...kotzte. Wir alle waren Gäste und wurden mit Wodka und Aerig (vergorene Stutenmilch) vom Familienoberhaupt begrüsst. Was man vom Oberhaupt zu trinken bekam, musste aus Respekt auch getrunken werden. Am besten in einem Zug. Wir bekamen seine Gastfreundschaft mit vollen Gläsern zu spüren.
Das Aerig schmeckte wie saurer Sekt mit Milch. Nach ein paar Gläsern mussten alle ein Lied aus ihrer Heimat singen. Sandra und ich sangen "Alte Liebe" was andere fiel uns nicht ein!? Es klang fürchterlich, dafür versetzten uns unsere jungen schweizer Freunde ins Staunen als sie ein Lied (das “Burebuebli”)perfekt und sogar mit Choreographie zum Besten gaben. Später gings nach draußen. Es wurde auf mongolisch gewrestlet, ich wurde zweimal in den Wüstenstaub geworfen. Nach jedem Kampf tanzten wir zur Versöhnung den Vogeltanz. Um 22.00 Uhr war das Fest zu Ende, unsere Mägen und Köpfe waren aber froh darüber. Was wir an diesem Abend erleben durften, entschädigte den verlorenen fünften Tag voll und ganz.
Der letzte Tag der Tour verbrachten wir hauptsächlich mit der Rückreise nach Ulan Bator. Einem kurzen Zwischenstopp bei einem wiederum zerstörten Tempel zwischen ein paar Felsen legten wir jedoch noch ein. Spät am Nachmittag erreichten wir unser Hostel.
Wir gönnten uns erstmals eine Dusche, ein wenig Ruhe und nach all dem Lammfleisch ein paar Nudeln mit Lecho und einen großen frischen Salat!!
Die Tour war schon toll. Es war wiklich eine nette Truppe. Nur das unser Dolmetscher wirklich von kaum etwas ein Plan hatte und wir uns teilweise etwas verarscht vorkamen, trübten unseren guten Eindruck ein bißchen.
Dananch gönnten wir uns aber erstmal ein paar Tage Ruhe, guckten ein paar Filme, telefonierten und erkundeten Ulan Bator.
Unter anderem besuchten wir das Gandan Kloster das wir schon von unserem Zimmer aus sehen konnten :). Dieses befindet sich auf einem kleinen Hügel in einem ärmeren Viertel der Stadt in dem es nichtmal asphaltierte Straßen gibt. Im Hauptgebäude des Komplexes gabs eine vergoldete, 25 Meter hohe Statue des buddhistischen Schutzherren Boddhisatva zu bestaunen. In den anderen Gebäuden befanden sich u.a. Lamaschulen, Bibliotheken und diverse andere Tempel.
Und hier noch ein paar von unseren Gobi-Trip-Fotos:
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