Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Mittwoch, 11. Juli 2012

Pyay 21.05. - 22.05.2012



Nach ein paar Tagen Eingewöhnung machten wir uns auf den Weg in den Norden nach Pyay.
Wir entschlossen uns für diese Stadt, weil wir die langen Übernachtfahrten im Bus vermeiden wollten. Die Distanzen sind zwar relativ überschaubar, aber wie überall in Asien ist man für 250 km gerne mal 12 Stunden unterwegs.  Zudem ist Pyay auch kein typischer Anlaufpunkt für Touristen, weil es relativ wenig zu sehen gibt. Da ja die Orte begrenzt sind, die wir besuchen konnten, wollten wir natürlich auch ein bisschen was außerhalb der klassischen Touristenroute sehen. 

Wir besorgten uns am Vortag unsere Tickets, die wieder sehr teuer im Vergleich zu den anderen Ländern waren. Am nächsten Morgen staunten wir über unseren tollen Bus! Er war brandneu, mit Klimaanlage und es gab sogar gratis-Wasser! Bei dem Standard war der höhere Preis natürlich gerechtfertigt! 

Nach dem wir unserem Busfahrer und dem Personal mehrmals verklickert hatten, dass wir nach Pyay wollten, ließen wir uns in die bequemen, großen, gepolsterten Sitze sinken und genossen die Fahrt und die Aussicht vom Busfenster aus. 



Nach über sieben Stunden und nachdem schon über die Hälfte der Passagiere den Bus verlassen hatten, wurden wir gefragt wo wir den nun genau hinwollten…. Niemand sprach englisch…. wir antworteten: Pyay! Niemand verstand uns…. Der Bus wurde angehalten und andere Passanten zu Rate gezogen… noch immer wurden wir nicht verstanden… mit einer selbstgemalten kleinen Karte von Pyay, die wir uns bereits in Yangon angefertigt hatten (wir reisten seit Indien ohne Reiseführer und mussten deswegen von Zeit zu Zeit kleine Hilfen vorbereiten) liefen wir von umher und versuchten zu erklären, dass wir in ein spezielles Guesthouse möchten, oder zumindest zu der einen Stupa, die gleich in der Nähe sein muss…. Wenn das nicht geht, dann halt zu der Straße die zu der Stupa führt…. Aber weder das Guesthouse noch die Stupa, noch die Straße schienen die Menschen hier zu kennen. Irgendwann wurden wir einfach in eine kleine Fahrradrikscha gesetzt, unser Gepäck mit auf geladen und weg geschickt. Der Busfahrer übernahm die Rechnung. 
Nach 3 Minuten fahrt wurden wir an einem Pickup abgesetzt. Anscheinend war der Bus einfach an Pyay vorbei gefahren ohne uns rauszuschmeißen und nun mussten wir mit dem Pickup den Weg wieder zurück. Etwas genervt setzten wir uns auf die Ladefläche und erschraken etwas über den hohen Fahrpreis – aber was blieb uns schon anderes übrig. Der Pickup fuhr klappernd los, die schmalen Holzbänke waren so furchtbar unbequeme und der Fahrtwind stark und die schon losen Metallplatten des Wagens klapperten in der Lautstärke eines Maschienengewehrs! 



Wir hofften natürlich darauf das wir nach ein paar Minuten nun endlich unser Ziel erreichen würden, aber weit  gefehlt! Nach einer Stunde hieß es nochmal den Wagen wechseln. Nun mussten wir in ein Pickup krabbeln der keine Holzbänke hatte, man nahm einfach auf dem verdreckten, nach Farmtierexkremente duftenden Boden Platz und weiter gings nochmal eine Stunde bis wir dann endlich völlig genervt und entkräftet Pyay erreichten! Ein Guesthouse war dank unsere guten Vorbereitung zum Glück schnell gefunden - der Preis war zwar wieder unverschämt hoch und das Zimmer ein Loch, aber wir waren einfach nur froh irgendwo angekommen zu sein. 


Nach einer schrecklich heißen Nacht (der Strom war über Nacht ausgefallen und der Ventilator funktioniert somit nicht mehr) mit tausenden von Moskitos (wie gesagt, dass Zimmer war ein Loch), beschlossen wir die Stadt einfach nur schnell zu verlassen. Nachdem wir unserer im Zimmerpreis mit inbegriffenes Frühstück (Reis mit einem Spiegelei und dazu Zwiebeln in Ketschup – yammi!) zu uns genommen hatten, fuhren wir zum Busbahnhof und besorgten uns noch für den gleichen Abend Tickets nach Bagan. 
Danach spazierten wir ein wenig durch die Stadt, schauten uns eine wunderschöne goldene Tempelanlage an und besuchten einen Markt. Neben frischem Gemüse und Obst wurde hier auch das Thanika-Holz vertrieben. Vermischt mit etwas Wasser ergibt dieses Holz eine helle Paste, die sich die Burmesinnen ins Gesicht, Dekolleté und teilweise sogar auf die Arme schmieren. Dies schützt die Haut vor der starken Sonnenstrahlung, kühlt und hat den angenehmen Nebeneffekt nicht zu bräunen. Außerdem hilft es gegen Moskitostiche und bei Wunden. Eine der netten Marktfrauen ließ mich das Wundermittelchen testen. Eine andere schenkte mir ein paar Blümchen die ich mir in die Haare stecken sollte, und schon sah ich aus wie eine Einheimische – naja, zumindest sorgte meine Maskerade für viel Gelächter bei den Marktfrauen. 

Da das ganze Umherlaufen uns sehr hungrig machte suchten wir uns nah am Tempel ein kleines lokales Restaurant. Dort bekamen wir eine Portion Nudeln für 50 Cent und zum Nachtisch noch einer der besten Mangos die wir jemals gegessen hatten – gratis! Der Restaurantbesitzer mit seiner Frau und Sohn waren so herzlich und lieb, dass wir dort ein wenig versackten und ein bisschen über Gott und die Welt mit ihnen plauderten. Zum Abschied bekamen wir noch eine Tüte mit drei weiteren frischen Mangos in die Hand gedrückt – lecker!!!

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