Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Mittwoch, 11. Juli 2012

Myanmar - Yangon 18.05. - 20.05.2012


Wir hatten schon von vielen Reisenden gehört, dass Myanmar ein wunderschönes Reiseland sein soll. Da es sich erst langsam für Touristen öffnet soll es im Gegensatz zu seinen Nachbarländern Laos, Kambodscha und Thailand noch sehr ursprünglich und die Menschen noch nicht – berührt und vom Geld der Touristen beeinflusst, besonders offen und freundlich sein. Für viele Langzeitreisende ist Myanmar ein Highlight ihrer Reise. Das alles hörte sich natürlich wunderbar für uns an und nach einem halben Jahr auf dem indischen Subkontinent waren wir auch wieder bereit für Süd-Ostasien mit seiner guten leichten Küche, immer lächelnden Gesichtern und dem satten Grün der Reisfelder. 
 
Vom Flugzeug aus konnten wir die ersten Blicke auf Myanmar erhaschen. In den Wolken des Monsuns sahen wir nichts weiter als weite Felder, unberührte Natur und immer wieder riesige weiße und goldene Stupas die aus der grünen Umgebung herausstachen.  Das alles sah wirklich nach einem Abenteuer aus! Wir kamen am späten Nachmittag mit einem voll mit Touristen gefüllten Flugzeug am Yangoner Flughafen an. Der Flughafen wirkte sehr, sehr modern und brandneu. Fotos durfte man davon aber nicht machen. Ein paar Asiatische Touristen wurden sofort lautstark darauf hingewiesen die Kameras wegzupacken.  Am Ausgang wartete schon die Touristeninformation mit Karten und wertvollen Tipps auf uns. Wir versuchten direkt im Gegensatz zu allen anderen Touristen mit den Öffis  in die Stadt zu kommen.

Nach ein paar Minuten zu Fuß erreichten wir einen Pickup-Parkplatz, wo auch schon direkt ein halb gefüllter Wagen auf uns wartete. Ohne großes Aufsehen wurde unser Rucksack aufs Dach geschmissen und wir quetschten uns mit den anderen Passagieren auf die Ladefläche. Im Anschluss daran mussten wir einen Bus nehmen, der uns nach Chinatown bringen sollte. Neben der anderen Schrift haben die Burmesen allerdings auch andere Zeichen für Zahlen und so mussten wir bei jedem Bus der anhielt nachfragen, ob das nun unser sei. Ein nettes burmesisches Paar nahm sich unser an und half uns den richtigen Bus zu erwischen. Wir fuhren nun durch ganz Yangon, vorbei an riesigen Einkaufsmalls, großen Reklameplakaten und vielen dicken Autos. Etwas ernüchternd, wo wir uns Myanmar doch so ursprünglich vorgestellt hatten und hofften das hier der Westen noch nicht Einzug gehalten hatte und wir uns vor Coca Cola und Co verstecken konnten. Leider kamen wir dafür wohl wieder mal zu spät! 

  



Nach einer Stunde kamen wir dann endlich mittlerweile im Dunkeln in Chinatown an und begaben uns direkt auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz und wurden dabei direkt nochmal desillusioniert. Die Preise waren wirklich unverschämt hoch und die Zimmer fürchterlich! Für ein stinkendes, Schuhkarton großes Zimmer ohne Fenster und Bad bezahlten wir nun 15$, unsere teuerste Unterkunft seitdem wir Moskau verlassen hatten! Immerhin war ein Frühstück mit drin und die anderen Gäste unseres Hotels waren alle nett und aufgeschlossen und beim gemeinsamen Frühstück geschah es dann öfter, dass man hängen blieb und stundenlang quatschte. Dort lernten wir auch einen etwas älteren Herrn aus Deutschland kennen, der seit mehreren Jahren durch Asien reist. Er hatte seinen super Job bei Siemens nach 40 Jahren hingeschmissen und erkundete nun die Welt. Da er so gut wie fertig mit seinem Myanmar Aufenthalt war, gab es natürlich wertvolle Tipps für uns und viele viele Geschichten über die Regierung, die eingeschüchterte Bevölkerung und aktuelle Probleme in Myanmar.


Wir wussten ja bereits das Myanmar eine   Militärregierung hat und Menschenrechtsorganisationen der Regierung und Armee Menschenrechtsverstöße wie Zwangsarbeit, Zwangsräumung von Dörfern, Folter, Vergewaltigungen und Einsatz von Kindersoldaten in den bis heute andauernden Kämpfe gegen Aufständische vorwerfen, vor allem gegen ethnische Minderheiten.

Was uns nicht bewusst war, waren die Ausmaße der Unterdrückung. So soll es zum Beispiel ein Gesetz geben, welches den Kontakt zwischen Einheimischen und Touristen verbietet. Überall gibt es Spitzel, selbst im Bekanntenkreis und in der Familie kann man nicht offen reden. Sobald man gegen Regeln verstößt wird man für Jahre ins Arbeitslager geschickt und verschwindet einfach. 
Die ganzen Preise für Touristen werden angeblich von der Regierung festgesetzt und müssen dann von den Hotels/Busgesellschaften usw. abgeführt werden. Also finanzieren wir diese furchtbare Regierung und fördern dadurch die Unmenschlichkeit in diesem Land bei den einzelnen Bürgern kommt leider nicht besonders viel Geld an. Außerdem wird strikt vorgegeben in welchen Teilen des Landes man sich als Ausländer aufhalten darf und in welchen Hotels man übernachten darf, ein freies Reisen war somit also ausgeschlossen.

  



Zwischen Fabi und mir gab es zu Beginn viele Diskussionen, ob wir nicht unsere Reise in diesem Land abbrechen sollten… wir entschlossen uns dennoch ein bisschen wiederwillig den Trip fortzusetzten um uns ein eigenes Bild zu machen.

Neben unseren vielen Gesprächen guckten wir uns natürlich die Stadt an und unternahmen viele Spaziergänge zu den verschiedenen Pagoden, dem Fluss und den bunten Märkten der Stadt.
Hier in Chinatown wirkte Yangon tatsächlich noch wie aus anderen Zeiten. Die Häuser sahen ganz schön runtergekommen aus, die Gehwege wiesen große Löcher auf die steil in die Kanalisation führten und fast jeder der Einheimischen lief im Lungy dem traditionellen Wickelrock
rum.
Bei unserer Tour endeckten wir ein kleines Kloster, in dem gerade eine Feier zu Ehren eines Jungen stattfand der für die nächsten 2 Jahre als Mönch im Kloster leben sollte. Prompt wurden wir zum Essen eingeladen und sehr freundlich aber auch etwas schüchtern und zurückhaltend bewirtet. Ob das Verhalten nun an dem Verbot der Regierung lag oder das einfach die asiatische Zurückhaltung war konnten wir nicht einordnen. Nach unserer intensiven Zeit in Nepal, Indien und Sri Lanka wo die Menschen laut, aufdringlich und forsch sind, man sich aber immer willkommen fühlt und einem immer bewusst ist, dass die Einheimischen die Ausländer gern haben war die vornehme Zurückhaltung zu Beginn schwer für uns zu deuten. 

Wir besuchte auch die sehr beeindruckende Shwedagon Pagode, die wohl schönste Pagode des Landes, leider löschte Fabi die Fotos davon…
 
mobiler Wahrsager
 



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