Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Montag, 25. April 2016

Tokai Shizen Hodo - Part I - von Tokyo zum Fujiyama

Tag 1

Letzes Jahr habe ich bei Facebook ein Foto von unserem Freund Charlie aus Taiwan gesehen. Das wunderschöne Bild zeigt den sich in einem See spiegelnden Berg Fuji im Morgenlicht.
Auf Nachfrage schrieb er mir damals das er einen Teil des Langstrecken Tracks Tokai Shizen Hodo gelaufen sei. Er lief von den Ausläufern Tokyos bis zum Fuße des Fuji.
Wow, das klang damals so interessant für uns, dass wir diese Idee mit in unseren Japan Besuch einplanten.

Viel mehr hatten wir seitdem nicht über den Walk herausgefunden da es kaum Informationen in englisch gibt. Eigentlich gab es nur einen Internet Blog von einem Australier, der den Weg vor einem Jahr gelaufen war, der uns mit Informationen versorgte.

Und nun war es soweit. Mit einem lokalen Zug ging es von Tokyos Innenstadt zu der Endstation Takaosanguchi. Die Fahrt war schon ein Abenteuer an sich. Wir konnten mit unserem 48h Metropass einfach die ganze Zeit durchfahren ohne ein neues Ticket kaufen zu müssen. Das verwunderte uns schon, da wir wussten das unser Ticket nicht soweit außerhalb der Innenstadt gültig war. Dann kam irgendwann eine Durchsage im Zug und wir mussten den Zug wechseln. Zum Glück nahm sich ein älterer Herr unserer an und zeigte uns in welchen Zug wir wieder einzusteigen hatten und wann wir wieder den Zug zum letzten Mal wechseln mussten.
An der Endstation angekommen klärte sich dann auch das Ticket Problem. Mit unseren öffneten sich nicht die Schranken ins Freie, aber der Angestellte am Schalter wusste gleich Bescheid und ließ uns, nachdem wir den Fahrpreis für die Fahrt von Tokyo bis Takaosanguchi bezahlt hatten, heraus aus dem Bahnhof.
Es war Freitag Vormittag und strahlend blauer Himmel. Beste Voraussetzungen fuer den Start. Nach einem kurzen Besuch in der Touristen Information ging es los. Steil. Ziemlich steil bergauf. Bei erste Gelegenheit hoben wir ein paar stabile Stöcke als Gehhilfe auf. Der Weg führte uns auf den Berg Takao. Das gute Wetter und Wochenende hatte außer uns noch viele andere angelockt. Man kann zwischen verschiedenen Routen wählen oder  sich das erste steile Stück auch ganz sparen und einen Sessellift nach oben nehmen. Dementsprechend wurde es desto höher wir stiegen auch immer voller.



Unser Weg führte uns durch den buddhistischen Tempel Takaosan Yakuōin Yūkiji. Hier blühten auch noch einige Kirschblüten neben der tollen Tempelanlage.
Auf dem 599 Meter hohen Gipfel Plateau wurden wir erst mit einer guten Aussicht auf Tokyo belohnt und auf der anderen Seite von einer ersten spektakulären Aussicht auch den Fuji überrascht und überwältigt. Da lag unser Ziel.










Nach einer Instant Suppe auf dem Gipfel ging es weiter auf dem Tokai Shizen Hodo Trail. Bergab und bergauf auf Mt Shiro. Da es langsam dämmerte suchten wir uns ein Nachtlager auf dem Weg nach unten.
Das erste Camp unserer Wanderung schlugen wir nur ein paar Meter abseits des Weges auf einem kleinen ebenen Fleck auf. Die Stelle war gerade breit genug für das Zelt, aber ansonsten perfekt. Es gab sogar einen umgefallenen Baum den wir als Bank beim Kochen benutzen konnten. Dementsprechend gut schliefen wir die erste Nacht auch.

















Tag 2

Auf dem weiteren Abstieg von Mt Shiro kamen wir durch einen Bambus Wald. Dieser eignete sich hervorragend um unsere provisorischen, schweren und klobigen Wanderstöcke gegen neue aus Bambus auszutauschen! Samurai Style. Sehr leicht und super stabil.

Am Fuß des Berges angekommen erreichten wir den kleinen Ort Chigira. Da wir relativ früh durch den Ort kamen fanden wir leider nichts um unsere Essensvorräte aufzufüllen. Aber noch hatten wir eh genug.

In dem Ort lernten wir die japanischen Schriftzeichen, die für den Tokai Shizen Hodo Trail standen, auswendig. Dies half ungemein um auf der richtgen Spur zu bleiben. Unsere Eselsbrücke war Regenschirm, Schachbrett, Tür und dann zwei Zeichen mit Schwertern oder Säbeln. Alles klar?

Über eine Brücke ging es zum nächsten Berg names Arashii. Der neue Anstieg und Abstieg kostete einiges an Kraft und uns wurde langsam klar das die folgenden Tage alles andere als leicht werden würden. Wir wurden langsam echt hungrig und unsere Trinkflaschen waren auch fast leer.

Wir lasen in dem Reisebericht von dem Aussie nach und fanden heraus, dass es er im nächsten Tal einen Stop bei einem Convenience Store gemacht hatte. Bei dem gleichen Geschäft aßen auch wir zu mittag und füllten unsere Vorräte auf. Von nun an machten wir es immer so, dass wir seine Blog Einträge für die nächsten 2-3 Tage im voraus lasen um und unsere Vorräte und Stops dementsprechend zu planen. Mit dem dem Wasser war es etwas anderes. Leider fanden wir nicht all zuviel Informationen wann und wo wir etwas bekommen würden. Dies war aber besonders abends bevor wir das Camp erreichten wichtig. Damit wir genug zum Kochen, trinken und Frühstück zur Verfügung hatten benötigen wir ca. 2 Liter. In den Dörfern war es kein Problem an Wasser zu kommen aber auf den Bergen gab es fast nie etwas, da die Wege meistens den Bergkämmen folgten. Also mussten wir vor fast jedem Aufstieg unser Wasser auffüllen… Was natürlich extra Gewicht bergauf bedeutete.


















Auf der Bergspitze des Ishiyama angekommen ließen wir uns von der schönen Aussicht auf den Fuji zu einer schlechten Schlafplatzwahl verleiten. Wir campten einfach dort an Ort und Stelle auf der Spitze des Berges. Es gab einen großen ebenen Platz mit Bänken der dazu einlud sein Nachtlager dort aufzuschlagen. Es wäre wahrscheinlich auch der perfekte Platz gewesen, hätte nicht kurz nachdem wir uns in unsere Schlafsäcke gekuschelt hatten, ein Sturm angefangen zu wüten.

Unserem guten Aldi Zelt machte das nichts aber es war so laut das wir keinen guten Schlaf bekamen.


Abendessen

Tag 3

Ziemlich müde standen wir früh auf, um von dem Berg herunter zu kommen. Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes und es sollte gegen Mittag regnen. Wir wollten einen weiteren convenience Store im nächsten Tal erreichen bevor es los ging und den Schauer ggf dort aussitzen. Der Sturm war immer noch heftig und der Abstieg wurde sehr anstrengend. Der angekündigte Schauer setzte dazu auch noch früher als angesagt ein und wurde zu einem richtigen Regenguss. Nicht die besten Bedingungen um Wandern zu gehen. Aber was solls umdrehen konnten wir nicht. Also gings hinein in die Regenmäntel und immer weiter bis wir die Stadt Aonohara erreichten.

Wir luden unser Telefon auf und aßen ausgiebig zu mittag.
Weder der Sturm noch der Regen wurden schwächer.




Aussitzen war also leider keine Option. Aber die gute Nachricht war, dass es auf dem kommenden Berg eine Hütte gab. Dort wollten wir hin um wenigstens im Trockenen zu schlafen. Der Weg dorthin führte über den Yakiyama. 

Kurz bevor wir seinen Gipfel erreichten hörte es dann endlich auf zu regen und wir konnten sogar auf eine erhöhte Aussichtsplattform klettern. Mal wieder hatte man einen guten Blick auf Tokyo und auch auf die von uns bereits überquerten Berge. Über einen langgezogenen Bergkamm ging es durch einen Wald mit sich bedenklich biegenden Bäumen bis zum Kibigarayama. Endlich dort angekommen fanden wir tatsächlich die kleine gemütliche Hütte. Niemand ausser uns war dort. Das war gut, da wir viel Platz brauchten um all unsere Sachen zu trocken. Einziges Problem war, dass der Wasserhahn am Wassertank abmontieren war und wir kaum noch Wasser übrig hatten. Zum Glück hatte es ja vorher geregnet. Wir konnten einen stetigen Tropfen aus der Regenrinne vom Dach auffangen. Innerhalb von 15 Minuten füllte dieser einen ganzen Becher. Damit war auch das Problem gelöst und wir konnten die Zeit in der Hütte genießen. Selbst der immer noch wütende Sturm war in der Hütte kaum zu hören.










Tag 4

Nach einem sehr guten Schlaf wurden wir am nächsten Morgen vom durch die Fenster hereinfallenden Sonnenschein geweckt. So schlecht das Wetter am Vortag war , an diesem Morgen sah alles so viel besser aus. Nach unserer Regenwasser-Haferschleimsuppe ging es los.



 Der Tag fing mit einem Bilderbuch Ausblick auf Fujiyama an.




Danach ging es für mehrere Stunden sehr sehr steil bergab. Von ca 1400m ging es auf 500m. Das brannte ordentlich in den Beinen. Teilweise war es so steil das es eingelassene Ketten zur Unterstützung gab. Im Tal angekommen fanden wir einen schönen Fluss vor. Die Sonne brannte noch immer also nutzen wir die Gelegenheit um die Anstrengungen der letzten Tage mit dem eiskalten Wasser wegzuspülen. Kurz nachdem wir gewaschen waren und zu Mittag gegessen hatten zogen wieder Wolken auf und es deutete sich mal wieder ein Regenschauer an.




Aber wie am Vortag würde auch auf dem nächsten Berg eine trockene Hütte auf uns warten. So ging es wieder auf 1000 Meter hoch. 400 Meter bevor wir die Hütte erreichten ging es dann los und ein Nieselregen setzte ein.



Und so entschieden wir uns dazu die Nacht hier zu verbringen obwohl es noch recht früh war. Wir nutzen die viele Zeit zum Muskel Strecken, Wunden lecken und in unserem einzigen Buch das wir dabei hatten zu lesen. Übrigens waren wir auch hier wieder allein. An diesem Tag hatten wir ohne hin erst einen anderen Menschen gesehen.

Die Hütte war etwas älter als die vom Vortag, hatte dafür aber viel Charm und beherbergte eine kleine Maus die Sandra mitten in der Nacht auf den Kopf sprang.
  


Tag 5

Die Nacht war etwas kälter und ein dichter Nebel war aufgezogen. Dieser verzog sich aber relativ schnell und die Sonne kam mit voller Kraft zum Vorschein. Der Weg hinunter vom Pass war wunderschön. Es ging entlang eines Baches, vorbei an Wasserfällen, Stromschnellen über große und kleine Brücken in ein hübsches Tal. Dort fanden wir den vielleicht größten Campingplatz aller Zeiten vor. Entlang des Flusses erstreckte er sich für mehrere Kilometer. An den Sommerwochenenden ist hier dann wahrscheinlich die Hölle los.















Wir kamen bei einer Touristen Information vorbei. Einer der Mitarbeiter kam mit uns ins Gespräch und erzählte uns von den Erdbeben auf der Insel Kyushu. Er gab uns auch noch ein paar weitere Tipps für unseren weiteren Weg und ein paar Karten. Außerdem schlug er uns vor einen Bus ins nächste Dorf zunehmen wo es ein Geschäft geben sollte in dem wir etwas essen kaufen könnten. Der nette Herr war der erste mit dem wir ein laengeres Gespraech seit unserem Aufbruch in Tokyo hatten. Wir hatten nie fuer moeglich gehalten so viel Natur und teilweise so wenig Menschen in Japan vorzufinden. Man kennt schliesslich hauptsaechlich die Bilder der ueberfuellten Staedte aus dem Fernsehen. Man kann schon ganz schoen einsam werden in Japans Bergen, wir waren wieder einmal sehr froh, dass wir uns hatten :)

Der Tipp den Bus zu nehmen kam uns recht, da der Weg eh entlang der Straße führte und wir heute einen langen Tag vor uns hatten.


In dem Dorf Miho angekommen aßen wir ein zweites Frühstück und folgten dann der Straße entlang des Sees Yamakita. Es ging durch ein paar Tunnel wieder weiter in die Berge hinein. An einer Stelle war die Straße durch einen früheren Landrutsch zerstört worden. Für Wanderer waren aber Seile angebracht worden und man konnte die Stelle gut passieren. Auf dem Weg sahen wir dann auch ein paar Wildtiere. Viele Adler und mehrere japanische Marder.



















Der Weg zog sich jedoch und wir hatten von Miho 20km zurück zu legen bevor wir den nächsten Pass zur Asagiri Hochebene erreichten. Endlich dort oben angekommen hatten wir fast all unser Energie verbraucht und Sandras Rücken schmerzte. Wir entschlossen uns bei der nächst besten Stelle unser Zelt aufzubauen. Gesagt getan. Auf einer Wiese mit grandiosen Fuji Blick war es soweit. Der Blick auf die Karte verriet jedoch das es nur noch ca 1-2 Kilometer bis in die Stadt Yamanakako waren. Hier gab es wieder mal einen convenience Store mit richtigen Essen. Kurzerhand entschloss ich mich, mich für das Team zu opfern um Essen zu organisieren. Die zusätzlichen Kilometer waren es aber schlussendlich Wert. Wir aßen eine riesen Portion zum Abendessen und tanken bei einem sehr guten Schlaf wieder an Energie auf.









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