Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Donnerstag, 3. März 2016

Winston

Zurueck in der Colo I Suva Rainforest Lodge richteten wir uns wieder in einem der kleinen aber gemuetlichen Doppelzimmer mit LillyPond Blick ein. Wir fuehlten uns relativ sicher,  was auch ein wenig daran lag, das die Bestitzer australiachen Ursprungs waren und gut organisiert wirkten. Wir liessen es uns im Pool gut gehen und relaxten nach dem stuermischen Aufbruch von Canqalai ein wenig und genossen wieder Internet und Strom zu haben.
Es wurde derweilen immer windiger und es regnete ab und an, alles hielt sich aber in Grenzen. Gegen 21.00 Uhr klopfte es dann an unserer Tuer, ein Angestellter des Resorts reichte uns den Evakuierungsplan fuer den bevorstehenden Zyklon ins Zimmer. Upppsssss..... jetzt stieg doch ein bisschen Aufregung und eine leichte Uebelkeit in uns auf. Hier hiess es man solle auf keinen Fall in Panik verfallen, wenn man allen Anweisungen folge, gebe es keinen Grund beunruhigt zu sein. Ferner wurden einem Hinweise zur Notfall Sammelstelle sowie praktische Tipps zum Packen von einem Notfall Rucksack mit Taschenlampen, Medikamete, Paessen und Versicherungspapieren sowie ein Set Ersatzkleidung und festes Schuhwerk gegeben. Ok, das hatte gesessen. Von da an checkten wir, nachdem wir unsrere Rucksaecke haargenau nach den Anweisungen des Evakuierungsplanes gepackt hatten,  staendig den Wetterreport der offiziellen fidschianischen Wetterbehoerde. Der Report wurde alle 3 Stunden geupdatet und gab neben der vermutetenden Laufbahn des Zyklons auch die Windstaerken um und in ihm an. Laut Bericht steig der Zyklon Winston in der Skale von 4 auf die hoechste Stufe 5 und sollte am darauffolgenden Tag ca. 130 km suedlich von Suva an uns vorbeiziehen, es wurde bisher fuer unser Gebiet „nur‘‘ eine Sturmwahrnung ausgesprochen. Ganz schoen beaengstigend. Und was konnte man jetzt noch machen? Nur auf das Beste hoffen? Wir beschlossen allesdings noch eine wahrscheinlich etwas Nervenaufreibende Email an Fabi Vater zu schicken, mit unserem genauen Aufenthaltsort, Reisepassnummer sowie unsere Versicherungdetails. Wir schliefen dann auch irgendwann ein, eigentlich fuehlten wir uns hier gut aufgehoben, das Resort verfuegte ueber einen  Generator im Falle eines Stromausfalls und inmitten des Regenwaldes war man ja durch die veieln hohen Baueme und Buesche gut geschuetzt. Am naechten morgen erhielten wir aber die Hiobsbotschaft dass die Besitzter sich nicht mehr sicher fuehlten und das Resort schliessen wollten. Oh! Das half unseren Nerven nicht wirklich, also buchten wir ueberstuerzt das naechtbeste Zimmer welches wir im Internet auftreiben konnten,  aus Angst wir wuerden am Ende gar keine Unterkunft mehr finden. Unsere Rucksaecke waren ja schon gepackt und so ging es dann in das aeusserst einladende Privat City Hotel mitten in Suva. Das Hotel bestach zwar mit seiner Lage, aber leider wars das auch. Die Zimmer erinnerten eher an Gefaengniszellen, es gab weder ein Restaurant noch Internet oder sonstige Annehmlichkeiten. Zumindest hatten wir hier ein Dach ueber dem Kopf und fuehlten uns in dem riesen Betonklotz mehr als sicher. Wir schlenderten nach dem einchecken noch ein wenig in die Stadt um einen Happen zu essen. Das Wetter wurde zunehmendst schlechter und die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein um ihre letzten Hammsterkaeufe zu erledigen. Hmmmmm, wir liessen uns davon ein bisschen anstecken und kauften auch noch eine Packung Kekse und ein paar Nuesse, das sollte zusammen mit unerem Reis und Fruechten von gestern reichen. Der letzte Stand von Winston : er hatte mal wieder seine Richtung geaendert, nun sollte er oberhalb von Suva vorbeiziehen, 130 km war die geringsten Distanz. Auf dem Weg zurueck ins Hotel wurde dann auch noch direkt das Gedraenge von einem jungen Herren genutzt, der sein Glueck in Fabis Hosentasche versuchte, jedoch erfolglos. Aber kein Grund zur Panik ;) Am fruehen Nachmittag wurde dann in relativ kurzer Zeit die Stadt geschlossen – komplett. Jeder kleine Stand, der Markt, die Restaurants, Geschaefte, Banken, Kino usw. Alles. Wir machten es uns in unserem Zimmerchen gemuelich und guckten Game of Thrones, nach ein paar Stunden, der Wind nahm stetig zu, ging auf einmal das Licht und der ventilator aus.... so das wars wohl mit Strom. Jetzt hiess es nur abwarten und auf das beste hoffen. Von Zeit zu Zeit schlichen wir nach draussen zum Balkon unserer Etage und gucketn uns das Schauspiel an, die Palmen und Baueme bogen sich, der Hafen war gut gefuellt mit Schiffen die hier wohl Schutz suchten und die ganze Stadt lag dunkel in der sturmichen Nacht zu unseren Fuessen. Sowas hatten wir auch noch nicht gesehen, eine Hauptstadt komplett ohne Strom. Der Regen trommelte auf unser Dach und wurde von herunterfallenden Mangos begleitet. Irgendwann schliefen wir dann ein. Am naechten Tag erwachten wir, und alles war vorbei. Winston war in der Nacht an Suva voruebergezogen, wir hatten nur den Sturm abbekommen, es sah alles ein wenig wuest aus, es lag vorallem viel Muell und Obst auf den Strassen. Wir wurden promt zu einer frischen Kokusnuss eingeladen die in der Nacht in unseren Vorgarten gefallen war und mit einer Hand voll Mangos versorgt. Unser erster Gang war nun Internet zu finden um Fabis Vater die Entwahrnung zu geben. Wir wurden auch relativ schnell fuendig, vor einem Internetcafe gab es einen Wifi Hotspot. Nach ein paar Minuten wurden wir aber von einem vorbeilaufenden Passanten aufgefordert schnellst moeglich zurueck in unser Hotel zu gehen, da eine Ausgangssperre fuer Suva verhaengt worden war, die Polizei wuerde bald folgen und sich herumtreibende Leute in Gewahrsein nehmen. Die Stadt sah auch aus dem naeheren betrachten nicht zu mitgenommen aus, nur die ein oder andere Stromleitung die ihren Weg auf den Buergersteig gefunden hatte, liess uns ein wenig erschaudern. Zurueck im Hotel verlaengerten wir noch eine Nacht, musste aber leider das Zimmer wechseln, vom 3. Stock ging es nun in den Keller. Unser neues Zimmer verfuegte natuerlich uber kein Fenster.... und ja, es gab immer noch keinen Strom. Dafuer wurde uns aber netterweise eine Kerze zur Verfuegung gestellt. Also sassen wir hier im Dunkeln um unsere Kerze herum und hofften das der Tag irgendwie rum gehen wuerde. Nach ein paar Stunden erbarmte sich dann das Hotelpersonal, es gab keine Hoffnung auf Strom fuer diesen oder sogar den darauffolgenden Tag, und schickte uns wieder in den dritten Stock zurueck – wir hatten unser Fenster wieder und somit Licht! Wir beobachteten das nicht vorhandene Treiben von unserem Balkon aus, liessen uns unsere Notfallration Kekse schmecken und schmiedeten neue Plaene fuer unseren restlichen Fischiaufenthalt, der Plan die Ostkueste weiterzubereisen war hinfaellig, da der Zyklon direkt ueber die Gebiete gezogen war, die wir nach Canqalai besuchen wollten.




Am naechten Tag sah die Welt schon wieder besser aus, es wurden Laeden geoeffnet, die Busse fuhren wieder und wir machten uns auf zurueck nach Nadi, hier in Suva waren wir so ziemlich allein als Touristen und konnten an keine Infos kommen. Wir hofften das Nadi mit seinem Massentourismus Abhilfe schaffen wuerde  und wir einen neuen Plan fuer unsere letzten 2 Wochen aushecken koennten. Die Busfahrt war wieder super, wir kamen ohne Zeitverzoegerung in Nadi an, auf dem Weg konnte man ein bisschen die Verwuestung sehen.... Baueme waren zum Teil ausgewurzelt worden und lagen neben der Fahrbahn, einge Haeuser waren beschaedigt worden, aber es hilet sich entlang der Queens Road die Nadi mit Suva verbinden in Grenzen und sah recht harmlos aus. In Nadi angekommen wurden wir von aehnlichen Problemen ueberrascht, fast alle Geschaefte und Restaurants waren geschlossen, es gab keinen Strom. In Newtown dem Touristenghetto herschte auch wildes Treiben und Chaos. Es wurden fast alle Inseln evakuiert und die handvoll Resorts musste nun die unzaehligen Touristen  auffangen. Es gab begingt Strom (die groesseren Anlagen verfuegten ueber Generatoren). Die Informationsbeschaffung stellte sich aber als schwerer dar als gedacht. Obwohl der Zyklon schon vor 2 Tage ueber Fiji gezogen war, konnte noch immer nicht Kontakt zu allen Inseln aufgenommen werden. Es hatte ganz besonderds den Osten und den Norden Fijis getroffen. Die Zahl der Opfer stieg auch immer weiter an. Angeblich war Winston der staerkste Zyklon in der gesamten Geschichte Fijis und im ganzen Suedsee Raum. Trotzdessen gab es mehr als genug Touristen die sich ohne Ende beschwerten, weil ihre AC im Zimmer aufgrund des Stromausfalls nicht funktionierte, oder ihr Inselhoppingtrip ins Wasser fiel, obwohl sie schon dafuer bezahlt hatten. Wir waren echt fassungslos als wir das mitbekamen, da kommen wir mit unserem erste WeltAnspruchsdenken daher, immerhin haben wir uns unseren 2 Woechigen Urlaub verdient! Das in Fiji der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, unzaehlige Menschen ihr Heim verlohren haben, immer noch als vermisst galten und zu weiten Teilen des Inselstaates immer noch kein Kontakt bestand wurde schlichtweg ignoriert. Das war echt kein gutes Gefuehl zu diesen Menschen zu gehoeren.


Wir blieben 2 Naechte in Nadi, musste auch hier 2 mal das Hotel wechseln, weil das erste fuer die zweite Nacht kein Zimmer mehr fuer uns frei hatte. Am vorherigen Tag bekamen wir statt des gebuchten Budget Doppelzimmers die deluxe Villa mit eigenem Balkon, AC und Flachbildfernseher. Am naechten Tag schliefen wir im 16 Bett Schlafsaal ohne Strom, dafuer aber mit Bedbugs fuer Fabi. Die Tage verbrachten wir damit unseren naechten Trip zu organisieren, wir wollten schnell wieder aus der Stadt raus, hatten wir doch schon 3 Naechte in Suva und nun schon wieder 2 in Nadi verbracht. Die einzige Insel die schon wieder Gaeste empfangen konnte war Mana Island. Wir buchten uns 4 Naechte im Mana Laggon Backpackers fuer den darauffolgenden Tag. Beim Abhaengen im Pool lernten wir ein Gruppe Deutscher kennen, die waehrend des Zyklons auf einer der Yasawa Inseln war. Eigentlich sollten sie, wie alle anderen auch evakuiert werden, da die Faehre aber zu voll war, als diese bei ihrem Resort ankam, fuhr sie einfach weiter und liess die Gruppe Touristen mitsammt des Resortbetreibers am Strand stehen. Die Zurueckgelassenen bunkerten sich dann ein, der Boss oeffnete die Bar und schenkte fuer die naechten Tage kostenlos aus. Passiert ist ihnen nichts, die Anlage war im guten Zustand und die Haeuser stabil genug, sie wagten sich sogar fuer einen Moment raus waehrend sie im Auge des Zyklons waren. 

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