Nach unserer Zug-/Busfahrt von Amritsar erreichten wir am
frühen Nachmittag Dharamsala. Bekannt ist Dharamsala vor allem als Wohnort des
Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Dieser Ort besteht
aus zwei Teilen, die sich stark voneinander unterscheiden. Der untere Teil ist
von Geschäften, Verwaltungsgebäuden und Busbahnhöfen dominiert, ist chaotisch
und laut – halt richtig indisch! Den oberen Teil Mc Loed Ganj, fast 600m oberhalb
des unteren Stadtteils gelegen ist tibetisch geprägt, hier residiert auch der
Dalai Lama. Dreimal dürft ihr raten wo wir hin wollten! Natürlich zu unseren
geliebten Tibetern, denen wir bereits in China und Nepal begegnet sind und die
uns mit ihrer Freundlichkeit, ihrem Lachen und ihrer tollen Tradition in guter
Erinnerung geblieben sind.
Als wir noch etwas verwirrt am Busbahnhof standen und nicht
so recht wussten wie und von wo wir nach Mc Loed Ganj kommen können, sprach uns
prompt ein netter Tibeter in unserem Alter an. Er wollte auch in den oberen
Stadtteil und nahm uns mit. Dort angekommen zeigte er uns noch direkt die
günstigen Unterkünfte – einfach so! Ohne Hintergedanken – ohne uns was
verkaufen zu wollen – und ohne sonst einen Vorteil für ihn! Keine Frage dass
wir uns direkt wohl und gut aufgehoben fühlten. Bei unserem vier-tägigen Aufenthalt
begegneten wir ihm immer wieder!
Wir genossen die Freundlichkeit der Menschen, das gute
tibetische Essen und die Nähe zu den Bergen. Endlich war es auch wieder kühler.
Nach der Hitze und Trockenheit Rajasthans genossen wir die grünen Wälder, den kühlen Wind
im Gesicht und sogar den Regen der ab und ab mal kam. Zudem war es wieder
möglich ein wenig in der Gegend zu wandern – man konnte sich dank der Temperaturen
wieder bewegen!!!!
Wir setzten uns natürlich auch viel mit der tibetischen
Kultur, dem Buddhismus und vor allem der tragischen Geschichte dieser
liebenswerten Menschen auseinander. Da wir der Meinung sind, dass dem einfach
zu wenig Beachtung geschenkt wird – gerade in unserer Welt, wollen wir diesen
Blogeintrag nutzen, um nochmal darauf Aufmerksam zu machen, was damals in Tibet
vor sich gegangen ist und noch bis heute andauert…
Im Jahre 1949 drangen die ersten Truppen der chinesischen
Volksbefreiungsarmee in Amdo, die nordöstliche Provinz Tibets, ein. 1950 greift
ein Heer von 40.000 Soldaten die südöstliche Provinz Kham an und besetzt das
Land gewaltsam. Dem 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wird im Alter von 15 Jahren
die Macht übertragen. Unter militärischem Druck unterzeichnet eine tibetische
Delegation 1951 das 17-Punkte-Abkommen, in dem der Status Tibets als Teil
Chinas mit politischer Autonomie und kultureller sowie religiöser Freiheit
vereinbart wird. Doch ist der Vertrag völkerrechtlich ungültig und der
autonome Status wird zudem von China missachtet: Die chinesische Armee
marschiert noch im selben Jahr in Lhasa ein.
Die tibetische Bevölkerung leidet unter dem Terror und der
Gewalt der chinesischen Besatzer. Es entsteht eine Widerstandbewegung in
den östlichen Provinzen Tibets. Bei ihrer Zerschlagung sterben zahlreiche
Tibeter, Klöster werden zerstört.
Nach Jahren der Unterdrückung kommt es in Tibet am 10. März
1959 zum Volksaufstand, der von der chinesischen Armee blutig niedergeschlagen
wird. Dem Dalai Lama gelingt es, noch rechtzeitig ins indische Exil zu fliehen.
Die chinesischen Besatzer gehen nun noch rücksichtsloser gegen die tibetische
Bevölkerung vor. Sie wird immer häufiger Opfer von Übergriffen. 1965 verkündet
Peking die „Autonome Region Tibet“ (TAR), eine Region, die nur etwa die Hälfte
des Territoriums Tibets umfasst.
Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ von 1966 bis 1976
bringt weitere Gewalt und Elend über Tibet. Es sterben 1,2 Mio. Menschen. Auch
die verbliebenen Tempel und Klöster werden nun zerstört. Nach der
Kulturrevolution sind nur noch 12 Klöster erhalten.
Die Lebensbedingungen in Tibet sind äußerst schlecht unter
der chinesischen Herrschaft. Selbst grundlegende Menschenrechte werden nicht
gewahrt. Es kommt immer wieder zu Aufständen, die gewaltsam beendet werden.
Zwischen 1987 und 1989 sind die Unruhen besonders heftig und Peking verhängt
den Kriegszustand über Lhasa. Der Dalai Lama bemüht sich um eine Annäherung und
schlägt den „Mittleren Weg“ ein, d.h. er fordert nicht die Unabhängigkeit,
sondern nur eine echte Autonomie Tibets innerhalb des chinesischen
Staatsverbands. Doch die Verhandlungen mit der chinesischen Regierung bleiben
erfolglos. Im März 2008 kommt es erneut zu heftigen Protesten in Tibet, die
brutal niedergeschlagen werden und über 200 Menschen das Leben kosten, darunter
viele Mönche und Nonnen.
Aktuell leben etwa 135.000 Tibeter im Exil. Die Mehrzahl lebt
in Indien (100.000) und Nepal (20.000). Zuflucht fanden viele Tibeter unter
anderem auch in Bhutan (1.600), Nordamerika (10.000) und in der Schweiz sowie
anderen Ländern Europas (4.000).
Seit 1960 lebt der Dalai Lama im indischen Dharamsala, am
Fuße des Himalajas. Dort ist auch der Sitz der Tibetischen Regierung im Exil
(Tibetische Zentralverwaltung) und anderer wichtiger tibetischer Institutionen.
In Klein-Lhasa, wie der obere Teil der Stadt auch genannt wird, haben sich etwa
achttausend Tibeter niedergelassen und sind darum bemüht, die im eigenen Land
bedrohte Kultur zu bewahren. Viele der Einwohner sind Mönche und Nonnen, die
nach Dharamsala kamen, um dort ein tibetisches Kloster zu besuchen und ihre
Religion frei ausüben zu können.
Nepal beherbergt nach Indien die größte tibetische
Exilgemeinschaft. Das Land ist die erste Anlaufstelle für alle, denen die
gefährliche Flucht über den Himalaya gelingt. Doch der tibetische
Flüchtlingsstrom, der seit 1959 anhält, führt in Nepal immer wieder zu
politischen Kontroversen. Ursache hierfür ist vor allem der zunehmende
politischen Druck aus China, Aktivitäten von Exiltibetern im Land zu
unterbinden. So kommt es beispielsweise immer wieder zur Auslieferung von
tibetischen Flüchtlingen, was von der internationalen Gemeinschaft und ihren
Institutionen nachdrücklich kritisiert wird. Einst gestattete eine informelle
Abmachung zwischen der nepalischen Regierung und dem
UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) den fliehenden Tibetern eine sichere
Durchreise ins Exil nach Indien. Heute können sich die tibetischen Flüchtlinge
darauf nicht mehr verlassen.
Während unseres Aufenthalts in Mc Loed Ganj kam der chinesische
Ministerpräsident nach Indien. Bei einer Demonstration in Dehli verbrannte sich
der 27 jährige Tibeter Jamphel Yeshi und erlag wenige Tage später seinen
Verletzungen. Wie verzweifelt muss ein Mensch ein um sich selbst zu
verbrennen???
Aus Protest gegen die chinesische Unterdrückungspolitik haben
sich seit März 2011 mindestens 35 Tibeter in Brand gesetzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen