Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Freitag, 4. Mai 2012

Mc Loed Ganj 26.03. - 29.03.2012


Nach unserer Zug-/Busfahrt von Amritsar erreichten wir am frühen Nachmittag Dharamsala. Bekannt ist Dharamsala vor allem als Wohnort des Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Dieser Ort besteht aus zwei Teilen, die sich stark voneinander unterscheiden. Der untere Teil ist von Geschäften, Verwaltungsgebäuden und Busbahnhöfen dominiert, ist chaotisch und laut – halt richtig indisch! Den oberen Teil Mc Loed Ganj, fast 600m oberhalb des unteren Stadtteils gelegen ist tibetisch geprägt, hier residiert auch der Dalai Lama. Dreimal dürft ihr raten wo wir hin wollten! Natürlich zu unseren geliebten Tibetern, denen wir bereits in China und Nepal begegnet sind und die uns mit ihrer Freundlichkeit, ihrem Lachen und ihrer tollen Tradition in guter Erinnerung geblieben sind. 
 
Als wir noch etwas verwirrt am Busbahnhof standen und nicht so recht wussten wie und von wo wir nach Mc Loed Ganj kommen können, sprach uns prompt ein netter Tibeter in unserem Alter an. Er wollte auch in den oberen Stadtteil und nahm uns mit. Dort angekommen zeigte er uns noch direkt die günstigen Unterkünfte – einfach so! Ohne Hintergedanken – ohne uns was verkaufen zu wollen – und ohne sonst einen Vorteil für ihn! Keine Frage dass wir uns direkt wohl und gut aufgehoben fühlten. Bei unserem vier-tägigen Aufenthalt begegneten wir ihm immer wieder! 

Wir genossen die Freundlichkeit der Menschen, das gute tibetische Essen und die Nähe zu den Bergen. Endlich war es auch wieder kühler. Nach der Hitze und Trockenheit Rajasthans  genossen wir die grünen Wälder, den kühlen Wind im Gesicht und sogar den Regen der ab und ab mal kam. Zudem war es wieder möglich ein wenig in der Gegend zu wandern – man konnte sich dank der Temperaturen  wieder bewegen!!!! 


Wir setzten uns natürlich auch viel mit der tibetischen Kultur, dem Buddhismus und vor allem der tragischen Geschichte dieser liebenswerten Menschen auseinander. Da wir der Meinung sind, dass dem einfach zu wenig Beachtung geschenkt wird – gerade in unserer Welt, wollen wir diesen Blogeintrag nutzen, um nochmal darauf Aufmerksam zu machen, was damals in Tibet vor sich gegangen ist und noch bis heute andauert…

Im Jahre 1949 drangen die ersten Truppen der chinesischen Volksbefreiungsarmee in Amdo, die nordöstliche Provinz Tibets, ein. 1950 greift ein Heer von 40.000 Soldaten die südöstliche Provinz Kham an und besetzt das Land gewaltsam. Dem 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wird im Alter von 15 Jahren die Macht übertragen. Unter militärischem Druck unterzeichnet eine tibetische Delegation 1951 das 17-Punkte-Abkommen, in dem der Status Tibets als Teil Chinas mit politischer Autonomie und kultureller sowie religiöser Freiheit vereinbart  wird. Doch ist der Vertrag völkerrechtlich ungültig und der autonome Status wird zudem von China missachtet: Die chinesische Armee marschiert noch im selben Jahr in Lhasa ein.
Die tibetische Bevölkerung leidet unter dem Terror und der Gewalt der chinesischen Besatzer. Es entsteht eine Widerstandbewegung in den östlichen Provinzen Tibets. Bei ihrer Zerschlagung sterben zahlreiche Tibeter, Klöster werden zerstört.
Nach Jahren der Unterdrückung kommt es in Tibet am 10. März 1959 zum Volksaufstand, der von der chinesischen Armee blutig niedergeschlagen wird. Dem Dalai Lama gelingt es, noch rechtzeitig ins indische Exil zu fliehen. Die chinesischen Besatzer gehen nun noch rücksichtsloser gegen die tibetische Bevölkerung vor. Sie wird immer häufiger Opfer von Übergriffen. 1965 verkündet Peking die „Autonome Region Tibet“ (TAR), eine Region, die nur etwa die Hälfte des Territoriums Tibets umfasst.
Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ von 1966 bis 1976 bringt weitere Gewalt und Elend über Tibet. Es sterben 1,2 Mio. Menschen. Auch die verbliebenen Tempel und Klöster werden nun zerstört. Nach der Kulturrevolution sind nur noch 12 Klöster erhalten.
Die Lebensbedingungen in Tibet sind äußerst schlecht unter der chinesischen Herrschaft. Selbst grundlegende Menschenrechte werden nicht gewahrt. Es kommt immer wieder zu Aufständen, die gewaltsam beendet werden. Zwischen 1987 und 1989 sind die Unruhen besonders heftig und Peking verhängt den Kriegszustand über Lhasa. Der Dalai Lama bemüht sich um eine Annäherung und schlägt den „Mittleren Weg“ ein, d.h. er fordert nicht die Unabhängigkeit, sondern nur eine echte Autonomie Tibets innerhalb des chinesischen Staatsverbands. Doch die Verhandlungen mit der chinesischen Regierung bleiben erfolglos. Im März 2008 kommt es erneut zu heftigen Protesten in Tibet, die brutal niedergeschlagen werden und über 200 Menschen das Leben kosten, darunter viele Mönche und Nonnen.



 

Aktuell leben etwa 135.000 Tibeter im Exil. Die Mehrzahl lebt in Indien (100.000) und Nepal (20.000). Zuflucht fanden viele Tibeter unter anderem auch in Bhutan (1.600), Nordamerika (10.000) und in der Schweiz sowie anderen Ländern Europas (4.000).
Seit 1960 lebt der Dalai Lama im indischen Dharamsala, am Fuße des Himalajas. Dort ist auch der Sitz der Tibetischen Regierung im Exil (Tibetische Zentralverwaltung) und anderer wichtiger tibetischer Institutionen. In Klein-Lhasa, wie der obere Teil der Stadt auch genannt wird, haben sich etwa achttausend Tibeter niedergelassen und sind darum bemüht, die im eigenen Land bedrohte Kultur zu bewahren. Viele der Einwohner sind Mönche und Nonnen, die nach Dharamsala kamen, um dort ein tibetisches Kloster zu besuchen und ihre Religion frei ausüben zu können. 

Nepal beherbergt nach Indien die größte tibetische Exilgemeinschaft. Das Land ist die erste Anlaufstelle für alle, denen die gefährliche Flucht über den Himalaya gelingt. Doch der tibetische Flüchtlingsstrom, der seit 1959 anhält, führt in Nepal immer wieder zu politischen Kontroversen. Ursache hierfür ist vor allem der zunehmende politischen Druck aus China, Aktivitäten von Exiltibetern im Land zu unterbinden. So kommt es beispielsweise immer wieder zur Auslieferung von tibetischen Flüchtlingen, was von der internationalen Gemeinschaft und ihren Institutionen nachdrücklich kritisiert wird. Einst gestattete eine informelle Abmachung zwischen der nepalischen Regierung und dem UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) den fliehenden Tibetern eine sichere Durchreise ins Exil nach Indien. Heute können sich die tibetischen Flüchtlinge darauf nicht mehr verlassen.

 

Während unseres Aufenthalts in Mc Loed Ganj kam der chinesische Ministerpräsident nach Indien. Bei einer Demonstration in Dehli verbrannte sich der 27 jährige Tibeter Jamphel Yeshi und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Wie verzweifelt muss ein Mensch ein um sich selbst zu verbrennen???

Aus Protest gegen die chinesische Unterdrückungspolitik haben sich seit März 2011 mindestens 35 Tibeter in Brand gesetzt.



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