Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Freitag, 4. Mai 2012

Amritsar 25.03.2012


Wir fuhren über Nacht in das Bundesland Punjab. Ziel war der heiligste Pilgerort der Sikhs, der Goldene Tempel! Vorab eine kurze Beschreibung der Sikh-Religion.
  
Der Sikhismus wurde durch den Wanderguru Nanak im 1500 Jh. Begründet und durch seine 9 nachfolgenden Gurus geprägt. Er hinterfragte den hinduistischen Glauben und war eine Art Reformator. In seiner neuen Glaubensrichtung schaffte er z.B. das Kastensystem ab und fügte durch reisen gewonnene Islamische Einflüsse, wie die Bildlosigkeit und den Monotheismus seiner neuen Religion bei. Dadurch dass es kein Kastensystem gibt und jeder die Möglichkeit hat zu dieser Religion zu konvertieren, bietet diese Religion vielen Hindus die Möglichkeit aus Ihrem reingeborenen bestimmten Leben zu fliehen. Viele Sikhs haben es dadurch zu Wohlstand gebracht was leider auch zu Neid und Verfolgung führte. 
 
Für die Sikh gibt es ein paar Regel bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten woran man Sie sofort erkennt. Sie tragen ungeschnittenes Haar das sie meist unter einem kunstvoll gebundenen Turban verbergen. Als Zeichen dafür, dass die Sikh Arme, Schwache und Unschuldige verteidigen trägt jeder einen Dolch oder Säbel mit sich und einen Armreif der ursprünglich zum Schutz gegen Schwerthiebe getragen wurde heute aber als Zeichen der Gemeinschaft gilt. Wer noch mehr wissen möchte findet z.B. bei Wikipedia einen umfangreichen Eintrag zu dieser Glaubensrichtung.

Wir kamen am Amritsar Busbahnhof an. Wir hatten gehört, dass die Sikh den Pilgern und Besuchern ihrer heiligsten Stätte kostenfrei einen Schlafplatz anbieten. Mit einer Fahrrad Rikscha ging es zum Tempel. Tatsächlich leiteten uns die freundlichen Menschen direkt in ein Gebäude aus dem zahlreiche Menschen strömten. Für Ausländische Touristen gab es sogar mehrere separierte Schlafsäle die durch einen mit Speer bewaffneten Wächter gesichert wurden. In dem größten Schlafsaal schliefen die Besucher schon auf dem Boden da es so voll war. Wir aber hatten Glück eine Familie die packte gerade ihr Zeug zusammen und wir konnten direkt in ein kleines 3-Mann Zimmer einziehen. 



Gleich darauf machten wir uns das erste Mal auf, uns den Tempel aus der Nähe anzusehen. Als erstes wird man gebeten seinen Kopf zu bedecken, dann geht es durch ein kleines Wasserbecken in dem man sich die Füße wäscht, anschließend durch einen großen imposanten Torbogen und schon steht man vor einem großen, rechteckigen See in dessen Mitte, einer Insel gleich, glänzend der goldene Tempel thront. Die Insel ist über einen Steg zu erreichen. Leider können wir nix über das innere des Tempels erzählen, da wir am Wochenende dort waren und der Andrang der Pilger einfach zu groß war und wir nicht mehrere Stunden Schlange stehen wollten. Aber auch ohne ins Innere gekommen zu sein, verzauberte uns dieser magische Ort. Alle Menschen erschienen uns hier sehr glücklich zu sein und freuten sich offensichtlich auch über uns Besucher. Wir kamen an diesem Tag noch mehrmals hierher um den Tempel und die Menschen zu den verschiedenen Tageszeiten zu beobachten und die friedliche Stimmung zu genießen. 

die Großküche
Die Sikhs kümmern sich sehr gut um Ihre Pilger und Gäste und bieten neben kostenlosen Schlafplätzen auch freie Kost an. Die Essensausgabe war ganz indisch untypisch perfekt organisiert und ist ebenfalls ein riesen Spektakel. Man reiht sich in die Menschenmassen ein, die zur Essensaugabe gehen und bekommt von nett lächelnden Männern einen Teller, eine Schale und Löffel in die Handgedrückt. Weiter geht es mit der Masse vor die noch verschlossenen Türen eines riesigen Zweistöckigen Speisesaals. Kurz wird noch gewartet bis die vorhergegangene Masse gesättigter Menschen die Halle auf einer anderen Seite verlassen hat. Nun geht’s hinein, in langen dicht aufeinander folgenden Reihen setzt man sich auf langen Bambusmatten auf den Boden und stellt Teller und Schüssel vor sich hin. Noch bevor sich der letzte hingesetzt hat wird schon durch fleißige Helfer mit Eimern und Kellen das Essen: Dhal, Curry, Chapati, Reispudding und Tee oder Wasser, verteilt. Sobald die ersten aufstehen und sich die Reihen lichten, wird Wasser vor einem auf dem Boden gegossen und die nächsten fleißigen Helfer kommen mit Abziehern um alles Verkleckerte weg zu wischen. Wieder draußen gibt man Geschirr und Besteck wieder ab und geht an der laut klappernden Waschküche vorbei an ein super langes Waschbecken um sich die Hände zu waschen…und schon ist das Spektakel vorüber. Alles durchgeführt von freiwilligen, lächelnden Helfern.



  
Schwertherstellung
Wie schon gesagt wir waren begeistert vom Goldenen Tempel und allem drum herum. Amritsar selbst guckten wir uns auch noch ein wenig an, aber besonders speziell oder schön war es nicht. Vielleicht sollte man noch erwähnen das es in Amritsar noch einen weiteres Touristisches Highlight gib. Man kann Ausflüge zur nahen Indisch/Pakistanischen Grenze machen. Dort wird jeden Tag eine Art Wettstreit durchgeführt, welches Land die Fahne besser einholen kann oder so was in der Art. Wir verzichteten aber gerne darauf uns dieses militärische Geprahle anzugucken.

Am nächsten Morgen ging es auch schon weiter. Wieder einmal hatten wir ein tolles Erlebnis. Wir kauften uns zwei Zugtickets zu einer Stadt in der wir in den Bus umsteigen wollten, der uns nach Dharamsala bringen würde. Da die Zugfahrt nur 3 Stunden dauern sollte kauften wir uns Tickets für die einfachste Klasse. Als unser Zug jedoch einfuhr realisierten wir, dass unser Abteil kurz vorm auseinander Platzen was…so voll war es. Es gab mit den großen Rucksäcken auf dem Rücken kein reinkommen. Ein Polizist der unsere verzweifelten Gesichtsausdrücke erkannte meinte wir sollen uns in der dahinter hängenden Schlafwagen setzten und einfach dort mitfahren, er kläre das ab. OK und das ganze ohne Geld zu verlangen? Wir setzten uns also auf ein paar freie Betten und warteten bis der Kontrolleur kam. Wir merkten schnell das wir nicht die einzigen waren die hier mit dem günstigen Ticket im teureren Abteil saßen. Einen nach den anderen warf der Kontrolleur aus dem Abteil. Wir bekamen es schon mit der Angst zu tun aber uns fragte der Mann gar nicht erst nach den Tickets sondern ging einfach an uns vorbei. Wir waren super erleichtert und konnten unser Glück kaum Glauben. Jemand hatte Mitleid mit uns?!



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