Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Samstag, 5. Mai 2012

Agra 08.04. - 10.04.2012



Agra – Taj Mahal – das wahrscheinlich meist fotografiertes Gebäude Indiens. Was wäre eine Reise nach Indien ohne dieses Wahrzeichen gesehen zu haben??? Um ehrlich zu sein haben wir ohne schlechtes Gewissen zwei Monate lang (oder noch länger) den Plan verfolgt Agra auszulassen und uns nicht das Taj Mahal anzugucken. Warum? Ganz einfach weil wir schon so viel Schlechtes über die Stadt und seine Bewohner gehört hatten und wir uns diesen Hype und Stress um das Mausoleum nicht geben wollten. Wieso waren wir denn dann jetzt aber doch da?

Den Entschluss dazu hatten wir zu einem Zeitpunkt getroffen als wir beide irgendwo total fertig, genervt und krank in Rajasthan waren. Es war die Trotzreaktion auf all das was uns an Indien störte und ein Wiederkehren in dieses Land unmöglich machte. Also sagten wir uns:
Weißte was, scheiß drauf, lass uns zum Schluss nochmal nach Agra fahren und das scheiss Taj Mahal angucken. Dann haben wir wenigstens kein Grund wieder zu kommen und sind wenn wir in der schlimmsten Stadt waren bestimmt so genervt das wir uns freuen das Land wenige Tage später zu verlassen.

Nun waren wir also da. Schon gab es einen Streit mit dem ersten Rikscha Fahrer. Wir verhandelten einen Preis von 40 Rupee für die Fahrt A nach B und nach dem er uns nicht da hingebracht hatte wo wir hinwollten sondern zur der Baustelle seines Freundes, was die beiden ein Hotel nannten, wollte er auf einmal 80 statt der 40 Rupee. Klar der Preis galt pro Person? Nach ein paar Minuten Streit behielt er unsere 40 Rupee und unser Wechselgeld und wir machten uns angepisst zu Fuß aus dem Staub auf die Suche nach unserem eigentlichen Hotel.


Zum Glück änderte sich ab dem Zeitpunkt alles. Durch die 8 Tage Manali, ohne Stress und mit viel Ruhe waren wir wieder viel ausgeglichener und entspannter. Und auf einmal hatten wir wieder Spaß an solchen Situationen und konnten auch wieder drüber lachen, wenn jemand so dreist und dabei so dilettantisch probiert uns zu verarschen.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Erledigungen die es abzuarbeiten galt. Wir schickten zum ersten Mal ein Packet mit Geschenken in die Heimat und besuchten einen Samsung Store um ein defektes Objektiv unserer Kamera reparieren zu lassen. Wir waren überrascht wie nett und Hilfsbereit die Leute in Agra waren. Wir wurden z.B. von der Post zum Stadtzentrum einfach so von zwei Männern im Auto mitgenommen. Wir waren gerade schon in Verhandlungen mit einem Rikschafahrer als die beiden vorbei kamen und uns anboten uns mitzunehmen. Aber auch die Verkäufer in den Straßen direkt ums Taj Mahal waren sehr nett und viel weniger aufdringlich als wir es erwartet hatten. Vielleicht lag es daran, dass die Hauptsaison für Taj Mahal - Besuche sich nur auf die Monate Dezember bis Februar beschränkt und die Leute im April darum bemüht waren die wenigen Touristen nicht zu vergraulen oder weil die Menschen hier schon viel länger an Touristen gewöhnt sind? Wir wissen es nicht – aber es gefiel uns hier auf jeden Fall ganz gut.

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Sehr früh klingelte unser Wecker. Wir wollten um den Menschenmassen und der Hitze ausweichen gleich zum frühst möglichen Zeitpunkt um 6 ins Taj Mahal. Erst einmal hieß es aber Tickets kaufen. Die Preise kannten wir schon 750 Rupee für Ausländer und 20 Rupee für Einheimische – die WEIßE-HAUT-STEUER lässt grüßen.

 

Egal, ich reihte mich einfach am Schalter für indische Tickets ein und dachte mir: probieren wir es mal. Ich legte unsere neuen Pässe auf den Tresen und sagte zum Verkäufer, wie sie meinem Pass entnehmen können wohne ich in Mumbai, bekomme ich bitte die Tickets für Einheimische? (durch unsere neuen Pässe, die wir uns ja in Mumbai haben ausstellen lassen, wurden wir bis dato oft gefragt, ob wir denn in Mumbai leben.) Verdutzte Augen guckten mich und dann unseren deutschen Pässe mit Austellungsort Mumbai an. Der Mann war sichtlich verwirrt und überfordert also gab er es seinem Kollegen am Schalter für Ausländer. Gleiche Reaktion. Ein dritter kam hinzu, zusammen guckten sich unsere Pässe ganz genau an und besprachen Sie sich. Nach ein paar Minuten gab mir der erste den Pass wieder und ich wollte gerade die 40 Rupee rausholen als ein vierter Mann dazu kam und nochmals um die Pässe bat. Nach kurzem Blick sagte er mir, das ist kein indischer Pass, ich muss den vollen Preis bezahlen. Schade. Um das Geld ging es uns dabei gar nicht so sehr, mehr um das zurück verarschen und einmal das indische zwei Preis System zu unserem Vorteil auszunutzen. 
 
Nachdem wir die Metalldetektoren und die anschließende Sicherheitskontrolle passiert hatten waren wir schließlich drin. Es war zum Glück noch relativ leer und die ersten Sonnenstrahlen des Tages ließen die große, weiße, zwiebelförmige Kuppel glänzen. Man kann sagen was man will über das Taj Mahal aber es ist einfach wirklich schön. Mich erinnerte es von weiter weg an eine riesige Schmuckschatulle und ich dachte gleich kommt eine riesen Hand hebt es an der Kuppel hoch und darunter kommt dann ein riesiger Diamantring zum Vorschein….puh was ein Film in meinem Kopf?

 Wir machten unsere Fotos von draußen und gingen schließlich rein. Schon zu dieser frühen Stunde drängelten sich die Menschen um die zwei Gräber. Also nix wie raus. Die Entscheidung doch nach Agra zu kommen war doch nicht so verkehrt. Bis auf die unerträgliche Hitze hatten wir ein paar schöne Tage.

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