Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Mittwoch, 20. Juni 2012

Sri Lanka – Colombo 14.04. -15.04.2012


Nachdem der Bürgerkrieg auf Sri Lanka für beendet erklärt wurde, fuhr nach über 30 Jahren wieder eine Fähre zwischen Indien und der Insel. Das wär’s gewesen, gemütlich per Boot die Grenze zwischen den beiden Ländern überqueren und dabei eine frische Meeresbrise einatmen. Zu romantisch die Vorstellung.  In der Realität wurde das Schiff nach ein paar Monaten Fahrzeit in 2011 direkt  von den Indischen Beamten beschlagnahmt. Warum wissen wir nicht so genau. Es war überhaupt sehr schwer an Informationen über das Boot zu kommen.   
Was soll‘s, es gibt ja Flugzeuge. Wir buchten zwei Tickets  bei AirAsia der asiatischen Variante von RyanAir und Co. Und so fanden wir uns ohne Vorstellung was uns erwartet, dass Schlimmste befürchten in einem modernen und super sauberen Flieger nach Colombo wieder.
Von Sri Lanka hatten wir bis dahin noch nicht viel gehört. Es schienen sich nicht allzu viele Backpacker auf die Insel zu verirren. Was wir gehört hatten war nur, dass es im Vergleich zu Indien viel sauberer sein soll, Zimmer und Eintrittspreise aber sehr hoch sein sollen und das es ein paar sehr gute (Weltklasse) Surfspots geben soll…

Nach einem ein stündigen Flug waren wir also da. Erster Unterschied: wir mussten unsere Uhren eine halbe Stunde vor drehen, zweiter: die Schrift war ganz anders, eher wie Thai ganz rund und geschwungen. Dritter unterschied: es gab etwas für umsonst: Internet! Überall standen Terminals an denen man umsonst im Netz surfen konnte! 

Nicht schlecht! Von dort ging es weiter durch das so saubere, wie geleckt wirkende Flughafengebäude. Durch Scharen von Pauschaltouristen in lockeren Hemden, Dreiviertelhosen, Sandalen, entweder Rotbraun Richtung Flieger oder Kalkweiß in Richtung Gepäckausgabe bahnten wir uns hungrig unseren Weg in Richtung Ausgang, vorbei an einem kleinen Buffet (bei AirAsia gab es kein Essen an Board weil wir es aus Kostengründen beim Buchen abgewählt hatten). Sofort kamen die netten Flughafenmitarbeiter auf uns zu und luden uns zu einem kleinen Reispuddingkuchen, frischem Obst und süßen Tee zu essen bzw. zu trinken ein. Nebenan spielte eine kleine Band beruhigend klingende Sri Lankanische Musik. Wow, wir dachten wir sind nicht auf Sri Lanka sondern auf Hawaii oder vielleicht sogar im Paradies gelandet!!  

Da der Flughafen wie irgendwie alle Flughäfen weit außerhalb der Stadt lag, nahmen wir einen Linien Bus ins Stadtzentrum. Schlecht vorbereitet und durch all die positiven Eindrücke benebelt mussten wir am Ende der Fahrt feststellen, dass wir uns nach einem Jahr reisen immer noch verarschen lassen und wir gleich mal wieder übers Ohr gehauen wurden. Die Busfahrer hatten uns die Tickets für den fünffachen Preis verkauft. Dadurch ließen wir uns aber nicht die Laune vermiesen, wir bewunderten eher wie sauber und ruhig es in Colombo war. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Kaum Menschen auf den Straßen, kein Verkehr, viele Läden, Restaurants und Hotels waren geschlossen, nur Millitärs standen an jeder Ecke und sicherten wichtige Punkte wie Brücken oder Regierungsgebäude. Komisch! 


Wir hatten schon gehört, dass die Stadt ein teures Pflaster sei und nicht viel Auswahl für Backpacker bietet. Da die meisten günstigen Gasthäuser gegenüber dem kleinen Hauptbahnhof geschlossen waren quartierten wir uns direkt in Colombos YMCA ein. Ein großes altes, wunderschönes Gebäude im Kolonialstil welches wohl leider seit dieser Zeit nicht mehr renoviert wurde…
Dort erfuhren wir aber warum wir das Gefühl hatten in einer Geisterstadt zu sein: Es war Buddhistisches Neujahr und alle Einwohner der Stadt waren vor der Hitze ins kühlere Hinterland oder an den Strand geflohen, dass erklärte auch das Buffet und die Party am Flughafen.  

Etwas zu essen zu finden gestaltete sich daher auch etwas schwieriger aber schließlich wurden wir doch fündig und auf Grund von Verständigungsproblemen oder einfach durch ein Versehen bekamen wir jeder eine Hähnchenkeule zu unserem Reis serviert…das erste Fleisch für uns nach drei monatiger Fleischabstinenz.
Das Fleisch war zu trocken und schmeckte ein bisschen fad und es fühlte sich komisch und falsch an wieder Fleisch zu essen zudem fühlte sich der Bauch danach an, als hätte man einen Stein verschluckt… wir beschlossen einfach erst mal weiterhin auf der Vegetarierschiene zu fahren, die uns bisher so gut bekommen war.  


Da am nächsten Morgen kein Bus nach Arugam Bay fuhr mussten wir noch einen Tag mehr in Colombo verbringen und auf einen Nachtbus warten. Beim Frühstück lernten wir ein Paar aus der Slowakei kennen, die beiden waren schon über 17 Monaten unterwegs. Mittlerweile trafen wir nicht mehr sehr oft Leute die schon länger als wir unterwegs waren, umso interessanter war diese Begegnung für uns. Leider nahmen die Beiden schon am Vormittag einen Bus zum Flughafen um weiter nach Nepal zu reisen. 

Wir lernten auch noch ein paar nette Einheimische kennen. Einen Polizisten der nicht verstand ob Sandras Pumphose nun ein Rock oder Hose war und einen älteren Herrn der auch im YMCA übernachtete und dem offensichtlich etwas langweilig war. Er sprach gut Englisch und erzählte uns, dass er jahrelang in Arugam Bay als Hotelmanager im besten Hotel am Platz gearbeitet hatte. Nach dem wir ihm sagten das wir genau dahin wollten (also in den Ort, nicht in das Hotel) fühlte er sich verantwortlich für uns und erklärte uns welcher Bus der Beste sei und wo günstige Hotels zu finden sein. Nicht genug, er brachte uns auch noch während einem heftigen Monsunregenschauer zum Busbahnhof, kaufte mit uns Obst für die Fahrt und passte auch noch auf das wir einen Sitzplatz in dem überfüllten Bus bekamen. 

Der Bus war bis auf den letzten Platz besetzt und über und über mit Gepäck vollgestellt. Nach dem wir die letzten beiden Plätze in Anspruch genommen hatten, stiegen sogar noch mehr Passagiere zu. Es saßen ausschließlich sehr traditionell gekleidete Muslime im den unbequemen Bus (ein kleiner Vorgeschmack auf unser kommendes Ziel). 
Nachdem sich unser netter Begleiter verabschiedet hatte, machten wir auch gleich wieder eine negative Erfahrung. Wir kannten den echten Preis für das Busticket und fingen, nachdem der Ticketverkäufer uns wiedermal versuchte über den Tisch zu ziehen, eine laute Diskussion an. Kurzerhand schmiss er uns aus dem Bus, da wir nicht bereit waren mehr zu bezahlen! 

Das war der einzige Bus der heute von dort aus fuhr. Was er nicht wusste war, dass er uns damit einen Riesengefallen getan hatte. Wir liefen im Regen vom öffentlichen zum privaten Busbahnhof. Von dort würde zwei Stunden später noch ein Bus nach A-Bay (Arugam Bay) fahren. Hier wurden wir was die Ticketpreise angeht nicht betrogen und so bezahlten wir nur ca. einen Euro mehr, hatten dafür aber eine Dreiersitzbank mit großen Rückenlehnen für uns allein und konnten sogar relativ viel schlafen. Der andere Bus wäre mit Sicherheit eine riesen Tortur gewesen.

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