A-Bay ist ein
kleines Fischerdorf an der Ostküste Sri Lankas. Mehrheitlich leben dort
Moslems. Nach den Buddhisten und den hinduistischen Tamilen bilden sie die
drittgrößte Bevölkerungsgruppe Sri Lankas.
Ab April endet dort langsam die
Regenzeit und zieht weiter in den Süden und Westen. Wenn sich dann, durch
irgendwelche Wetterphänomene der Sand in der Bucht verschiebt entstehen hier
wohl einige Surfspots von Weltklasse, die viele, viele Surfer aus aller Herren
Länder hier her pilgern lässt. Da wir nach Indien eine Pause brauchten und uns
der Ort so gut gefiel blieben wir direkt drei Wochen an diesem beschaulichen
Örtchen.
Die ersten
beiden Nächte schliefen wir in einer wunderschönen Bambushütte die ganz viel
Charme hatte und im Badezimmer einer Krötenfamilie und zwei Hundewelpen
Unterschlupf bot. Da wir aber schon wussten das wir länger bleiben würde und
uns ein anderer Hotelbesitzer ein viel besseres Angebot machte, zogen wir am
dritten Tag in einen Betonbungalow, der zwar neuer, sauberer und hochwertiger
war, leider aber auch ein wenig charakterlos wirkte, um.
Immerhin hatten wir
auch dort Haustiere, eine Taubenmutti brütete über unserer Eingangstür zwischen
Decke und Wand. Was dem Bungalow an Charakter fehlte, machten die Leute die um
das Hotel herum arbeiteten wieder durch ihre freundliche Art wett.
Da wir noch
etwas zu früh dort waren und es noch keine kleinen, ungefährlichen Wellen
direkt bei uns am Strand gab mussten wir jedes Mal zu einem 20 Minuten
entfernten Strand fahren. Mussamil ein Freund (und Gärtner) unseres Guesthousebesitzers
Tassin übernahm diese Aufgabe. Da wir oft schon morgens um 6 Uhr surfen gingen,
besorgte er uns vorher schon die Bretter und holte uns pünktlich um 5.30 Uhr
nach der Mosche ab.
Surfen im Sonnenaufgang |
Leider hatten immer sehr viele Leute die gleiche Idee früh
morgens zu surfen und da die Welle immer am gleichen Punkt bricht und sich die
Leute nicht verteilen konnten oder wollten, war es jedes Mal ein ziemliches Gedränge
und teilweise wurde es auch ganz schön gefährlich.
Wir probierten daher immer
wieder andere Zeiten aus. Wir fanden schließlich die für uns beste Zeit.
Mittags war es so unerträglich heiß und die Sonne so intensiv, dass sich jeder
in den Schatten verkroch um auf den kühleren Nachmittag zu warten. Wenn es
etwas bewölkt und man mit genügen Sonnencreme eingeschmiert war, war die Zeit
perfekt und wir hatten die Wellen oft ein bis zwei Stunden für uns allein oder
maximal mit einer Handvoll anderer Leute.
Während unserer
Zeit in A-Bay wurde ein Surfer von einem Barrakuda in die Hand gebissen und
wurde dabei so schwer verletzt, dass er mit 37 Stichen genäht und nach
Australien heim fliegen musste. Ein anderer Surfer, der alleine an einem weiter
entfernteren gefährlicheren Strand surfte, ertrank nach dem er sich dem Kopf
aufschlug, während seine Freundin nichts ahnend ein Buch am Strand laß.
Soviel
uns das Surfen Spaß machte, bei solchen Nachrichten wird einem schnell wieder
bewusst, dass das Surfen gar nicht so ungefährlich ist. Bis auf ein paar blaue
Flecken, Beulen und Schrammen – vor allem bei Sandra, die hier ihre ersten Surferfahrungen
sammelte - blieben wir aber zum Glück unversehrt. Wir hatten sogar ein paar
Erfolgserlebnisse und ein paar sehr schöne Wellen die uns sie bis zum Strand
trugen.
Mussamil unser Fahrer |
der Wiskypoint |
Wir lernten natürlich
auch mal wieder ein paar nette Leute kennen. Als ersten lernten wir einen
jungen super lustigen und lebensfrohen Italiener kennen. Da ihm die Unterkünfte
ein bisschen zu teuer waren schlief er in dem noch nicht eröffneten Restaurant unseres
Guesthouses in seiner Hängematte auf der Veranda. Ein weiterer Bewohner war
Jonno ein Australier der, wie wir, aus Indien kam und nun 2 Monate darauf
wartete wieder zurück zu dürfen. Und natürlich, wie sollte es anders sein lernten
wir ein super liebes Pärchen aus, ratet mal, richtig, der Schweiz kennen. Chris
und Anja lernten wir beim Essen kennen. Die beiden sind sozusagen A-bay
Veteranen und waren nun schon zum vierten Mal hier. Die beiden surften wirklich
super gut und konnten Sandra noch ein paar wertvolle Tipps (die ich auch nicht
kannte) mitgeben. Wir verbrachten ein paar nette Tage mit den beiden bevor sie
leider viel zu früh wieder fahren mussten.
Der Muslimische
Teil Sri Lankas gefiel uns sehr gut. Die Leute waren ruhig, nicht so aufdringlich
und freundlich. Es war schön jeden Morgen von einem der in der Umgebung
zahlreich vorhandenen Muezzins geweckt zu werden. Leider scheint die Buddhistische
Mehrheit der Insel die Moslems nicht allzu gern zu mögen und so hörten wir das
erste Mal von fundamentalistischen Buddhisten?! Uns kam zu Ohren, dass in einer
Stadt weiter nördlich sogar eine Moschee von Buddhisten zerstört werden sollte,
da diese wohl auf heiligen buddhistischem Boden gebaut wurde (Eine Kirche und
ein Hindu-Tempel sollten dann auch gleich noch mit weg).
Aus Protest blieben
dann alle Geschäfte, Restaurants usw. geschlossen. Da wir von Tassin aber immer
mit Infos über Streiks usw. versorgt wurden war das für uns kein Problem, weil
wir die Küche des Guesthouses benutzen durften. Wir kauften uns einfach genug
ein und versorgten uns selber und statt surfen gab es dann halt mal nur einen
relaxten Strandttag.
Aber wir hatten mit den Streik noch Glück, Anja und Chris
wurden einige Tage vor unserer Ankunft von ihren Guesthousbetreibern mit der Nachricht
einer Tsunamiwarnung überrascht. Irgendwo im Meer hatte es mal wieder ein
Erdbeben gegeben, wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt im Zug nach Chennai wo
wir von der Warnung hörten. Sowohl Chennai als auch Sri Lanka blieb Gott sei Dank
von einer Flutwelle verschont. Die beiden Schweizer mussten lediglich ein paar
Stunden, mit ein paar in Eile zusammen gepackten Sachen und der Ungewissheit
was kommen würde, in einer kleinen Hütte weiter im Landesinneren verbringen.
A-Bay Beach Sunset |
Zur Erinnerung,
Weihnachten 2004 wurde ganz Südostasien und der Indische Subkontinent von einem
der schlimmsten Tsunamis aller Zeiten verwüstet. A-bay an der Ostküste Sri
Lankas gehörte zu den betroffenen Gebieten. Wenn man heute durch das Dorf fährt
merkt man nicht
Fabi mit Mussamil und Tassin |
mehr so viel davon. Wenn man aber genauer hinsieht sieht fallen
einem Sachen auf wie z.B. das nur hier und da ein paar schiefe Grabsteine auf
dem Friedhof stehen oder es gibt ein Dorf außerhalb A-bays in dem viele bunte
Betoniglus stehen, die Aussehen als seien sie von einer Mondstation. Diese
wurden von Touristen finanziert um den Bewohnern schnell eine neue Unterkunft
zu bieten. Außerdem soll es wohl viele Bewohner geben, die psychisch nicht mit
fer Katastrophe fertig geworden sind. Tassin der zur Zeit der Welle in Arabien
war um Geld zu verdienen, verlor bei der Flut alle seine Bungalows. Man merkte,
dass dieses Thema noch sehr schwer auf den Menschen lastete.
unser kleines Findelkind |
Da wir viel mit
Surfen, Baden, Blog schreiben und Zukunft planen usw. beschäftigt waren hatten
wir leider nicht so viel Zeit das wunderschöne Hinterland A-Bays zu erforschen.
Mit Mussamel machten wir aber einmal eine Tuk-Tuk Safari! Wir fuhren an die
Grenze eines kleinen nahegelegenen National Parks. Auf dem Weg dorthin sahen
wir Affen und jede Menge Pfauen, das absolutes Highlight und eigentliches Ziel
des Tripps waren aber die im Nationalpark lebenden wilden Elefanten.
Wir
mussten nicht einmal in den National Park hinein. Schon am Straßenrand in
maximal 15 Meter Abstand von uns stand eine Mutter mit ihrem Kleinen
seelenruhig herum. Für Sandra und mich war es etwas einschüchternd, da wir noch
die Worte unserer Nepaleschen Guides in Chitwan im Ohr hatten "Der wilde
Elefant ist gefährlicher als Tiger, Nashorn oder Bär, wenn wir einen sehen heißt
es nur Wegrennen". Hier aber schienen Menschen und Tiere im friedlichen Einklang
zu leben. Die Tiere fraßen und die Menschen auf ihren Rollern oder in ihren
Autos hielten kurz an, guckten und fuhren weiter als wäre nichts dabei, dass
dort Elefanten stehen… Ein paar Meter weiter hatten wir dann einen tollen
Ausblick auf neun ca. 150m entfernte Tiere. Diese standen mitten in einem See
und genossen offenbar die Erfrischung. Ein tolles Erlebnis, unsere ersten
wilden Elefanten! Auf dem Rückweg sahen wir dann noch eine Landschildkröte die
probierte die Straße zu überqueren.
Pfaue |
Languren |
Nach drei Wochen
hatten wir dann das Gefühl, dass wir noch etwas mehr sehen müssen von dieser
schönen Insel. Also machten wir uns etwas traurig, unsere Unterkunft, die Wellen,
das Meer und die netten Menschen zu verlassen auf den Weg in die kühlere hügelige
Landschaft in Zentrum Sri Lankas.
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