Oder: Wir sind am Start und die Welt ist groß Wir ham’ kein Ziel, aber wir fahr’n los unser Zug ist abgefahr’n doch wir sitzen drin Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken ..

Mittwoch, 20. Juni 2012

Arugam Bay (A-Bay) 16.04. – 05.04.2012



A-Bay ist ein kleines Fischerdorf an der Ostküste Sri Lankas. Mehrheitlich leben dort Moslems. Nach den Buddhisten und den hinduistischen Tamilen bilden sie die drittgrößte Bevölkerungsgruppe Sri Lankas.
 
Ab April endet dort langsam die Regenzeit und zieht weiter in den Süden und Westen. Wenn sich dann, durch irgendwelche Wetterphänomene der Sand in der Bucht verschiebt entstehen hier wohl einige Surfspots von Weltklasse, die viele, viele Surfer aus aller Herren Länder hier her pilgern lässt. Da wir nach Indien eine Pause brauchten und uns der Ort so gut gefiel blieben wir direkt drei Wochen an diesem beschaulichen Örtchen. 

Die ersten beiden Nächte schliefen wir in einer wunderschönen Bambushütte die ganz viel Charme hatte und im Badezimmer einer Krötenfamilie und zwei Hundewelpen Unterschlupf bot. Da wir aber schon wussten das wir länger bleiben würde und uns ein anderer Hotelbesitzer ein viel besseres Angebot machte, zogen wir am dritten Tag in einen Betonbungalow, der zwar neuer, sauberer und hochwertiger war, leider aber auch ein wenig charakterlos wirkte, um. 
Immerhin hatten wir auch dort Haustiere, eine Taubenmutti brütete über unserer Eingangstür zwischen Decke und Wand. Was dem Bungalow an Charakter fehlte, machten die Leute die um das Hotel herum arbeiteten wieder durch ihre freundliche Art wett. 

Da wir noch etwas zu früh dort waren und es noch keine kleinen, ungefährlichen Wellen direkt bei uns am Strand gab mussten wir jedes Mal zu einem 20 Minuten entfernten Strand fahren. Mussamil ein Freund (und Gärtner) unseres Guesthousebesitzers Tassin übernahm diese Aufgabe. Da wir oft schon morgens um 6 Uhr surfen gingen, besorgte er uns vorher schon die Bretter und holte uns pünktlich um 5.30 Uhr nach der Mosche ab. 


Surfen im Sonnenaufgang
Leider hatten immer sehr viele Leute die gleiche Idee früh morgens zu surfen und da die Welle immer am gleichen Punkt bricht und sich die Leute nicht verteilen konnten oder wollten, war es jedes Mal ein ziemliches Gedränge und teilweise wurde es auch ganz schön gefährlich. 

Wir probierten daher immer wieder andere Zeiten aus. Wir fanden schließlich die für uns beste Zeit. Mittags war es so unerträglich heiß und die Sonne so intensiv, dass sich jeder in den Schatten verkroch um auf den kühleren Nachmittag zu warten. Wenn es etwas bewölkt und man mit genügen Sonnencreme eingeschmiert war, war die Zeit perfekt und wir hatten die Wellen oft ein bis zwei Stunden für uns allein oder maximal mit einer Handvoll anderer Leute. 

Während unserer Zeit in A-Bay wurde ein Surfer von einem Barrakuda in die Hand gebissen und wurde dabei so schwer verletzt, dass er mit 37 Stichen genäht und nach Australien heim fliegen musste. Ein anderer Surfer, der alleine an einem weiter entfernteren gefährlicheren Strand surfte, ertrank nach dem er sich dem Kopf aufschlug, während seine Freundin nichts ahnend ein Buch am Strand laß. 
Soviel uns das Surfen Spaß machte, bei solchen Nachrichten wird einem schnell wieder bewusst, dass das Surfen gar nicht so ungefährlich ist. Bis auf ein paar blaue Flecken, Beulen und Schrammen – vor allem bei Sandra, die hier ihre ersten Surferfahrungen sammelte - blieben wir aber zum Glück unversehrt. Wir hatten sogar ein paar Erfolgserlebnisse und ein paar sehr schöne Wellen die uns sie bis zum Strand trugen.

Mussamil unser Fahrer
der Wiskypoint

Wir lernten natürlich auch mal wieder ein paar nette Leute kennen. Als ersten lernten wir einen jungen super lustigen und lebensfrohen Italiener kennen. Da ihm die Unterkünfte ein bisschen zu teuer waren schlief er in dem noch nicht eröffneten Restaurant unseres Guesthouses in seiner Hängematte auf der Veranda. Ein weiterer Bewohner war Jonno ein Australier der, wie wir, aus Indien kam und nun 2 Monate darauf wartete wieder zurück zu dürfen. Und natürlich, wie sollte es anders sein lernten wir ein super liebes Pärchen aus, ratet mal, richtig, der Schweiz kennen. Chris und Anja lernten wir beim Essen kennen. Die beiden sind sozusagen A-bay Veteranen und waren nun schon zum vierten Mal hier. Die beiden surften wirklich super gut und konnten Sandra noch ein paar wertvolle Tipps (die ich auch nicht kannte) mitgeben. Wir verbrachten ein paar nette Tage mit den beiden bevor sie leider viel zu früh wieder fahren mussten.

Der Muslimische Teil Sri Lankas gefiel uns sehr gut. Die Leute waren ruhig, nicht so aufdringlich und freundlich. Es war schön jeden Morgen von einem der in der Umgebung zahlreich vorhandenen Muezzins geweckt zu werden. Leider scheint die Buddhistische Mehrheit der Insel die Moslems nicht allzu gern zu mögen und so hörten wir das erste Mal von fundamentalistischen Buddhisten?! Uns kam zu Ohren, dass in einer Stadt weiter nördlich sogar eine Moschee von Buddhisten zerstört werden sollte, da diese wohl auf heiligen buddhistischem Boden gebaut wurde (Eine Kirche und ein Hindu-Tempel sollten dann auch gleich noch mit weg).
Aus Protest blieben dann alle Geschäfte, Restaurants usw. geschlossen. Da wir von Tassin aber immer mit Infos über Streiks usw. versorgt wurden war das für uns kein Problem, weil wir die Küche des Guesthouses benutzen durften. Wir kauften uns einfach genug ein und versorgten uns selber und statt surfen gab es dann halt mal nur einen relaxten Strandttag. 

Aber wir hatten mit den Streik noch Glück, Anja und Chris wurden einige Tage vor unserer Ankunft von ihren Guesthousbetreibern mit der Nachricht einer Tsunamiwarnung überrascht. Irgendwo im Meer hatte es mal wieder ein Erdbeben gegeben, wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt im Zug nach Chennai wo wir von der Warnung hörten. Sowohl Chennai als auch Sri Lanka blieb Gott sei Dank von einer Flutwelle verschont. Die beiden Schweizer mussten lediglich ein paar Stunden, mit ein paar in Eile zusammen gepackten Sachen und der Ungewissheit was kommen würde, in einer kleinen Hütte weiter im Landesinneren verbringen. 

  

 

A-Bay Beach Sunset
Zur Erinnerung, Weihnachten 2004 wurde ganz Südostasien und der Indische Subkontinent von einem der schlimmsten Tsunamis aller Zeiten verwüstet. A-bay an der Ostküste Sri Lankas gehörte zu den betroffenen Gebieten. Wenn man heute durch das Dorf fährt merkt man nicht
Fabi mit Mussamil und Tassin
mehr so viel davon. Wenn man aber genauer hinsieht sieht fallen einem Sachen auf wie z.B. das nur hier und da ein paar schiefe Grabsteine auf dem Friedhof stehen oder es gibt ein Dorf außerhalb A-bays in dem viele bunte Betoniglus stehen, die Aussehen als seien sie von einer Mondstation. Diese wurden von Touristen finanziert um den Bewohnern schnell eine neue Unterkunft zu bieten. Außerdem soll es wohl viele Bewohner geben, die psychisch nicht mit fer Katastrophe fertig geworden sind. Tassin der zur Zeit der Welle in Arabien war um Geld zu verdienen, verlor bei der Flut alle seine Bungalows. Man merkte, dass dieses Thema noch sehr schwer auf den Menschen lastete.

unser kleines Findelkind
  


Da wir viel mit Surfen, Baden, Blog schreiben und Zukunft planen usw. beschäftigt waren hatten wir leider nicht so viel Zeit das wunderschöne Hinterland A-Bays zu erforschen. Mit Mussamel machten wir aber einmal eine Tuk-Tuk Safari! Wir fuhren an die Grenze eines kleinen nahegelegenen National Parks. Auf dem Weg dorthin sahen wir Affen und jede Menge Pfauen, das absolutes Highlight und eigentliches Ziel des Tripps waren aber die im Nationalpark lebenden wilden Elefanten.

Wir mussten nicht einmal in den National Park hinein. Schon am Straßenrand in maximal 15 Meter Abstand von uns stand eine Mutter mit ihrem Kleinen seelenruhig herum. Für Sandra und mich war es etwas einschüchternd, da wir noch die Worte unserer Nepaleschen Guides in Chitwan im Ohr hatten "Der wilde Elefant ist gefährlicher als Tiger, Nashorn oder Bär, wenn wir einen sehen heißt es nur Wegrennen". Hier aber schienen Menschen und Tiere im friedlichen Einklang zu leben. Die Tiere fraßen und die Menschen auf ihren Rollern oder in ihren Autos hielten kurz an, guckten und fuhren weiter als wäre nichts dabei, dass dort Elefanten stehen… Ein paar Meter weiter hatten wir dann einen tollen Ausblick auf neun ca. 150m entfernte Tiere. Diese standen mitten in einem See und genossen offenbar die Erfrischung. Ein tolles Erlebnis, unsere ersten wilden Elefanten! Auf dem Rückweg sahen wir dann noch eine Landschildkröte die probierte die Straße zu überqueren. 


Pfaue
Languren
Nach drei Wochen hatten wir dann das Gefühl, dass wir noch etwas mehr sehen müssen von dieser schönen Insel. Also machten wir uns etwas traurig, unsere Unterkunft, die Wellen, das Meer und die netten Menschen zu verlassen auf den Weg in die kühlere hügelige Landschaft in Zentrum Sri Lankas.















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