Zugfahrt von Lviv nach Kiev
Den Zug zufinden war nicht sehr schwer. Reinkommen auch nicht. Den Zugvorsteher zu verstehen ist unmöglich. Nachdem wir unser häßliches Abteil bezogen haben kommt er und will nochmal unsere Tickets sehen. Ok. Dann will er die Schlafplatzreservierung sehen. Ok. Dann will er nochwas. Keine Anhnung was? Wir zeigen Ihm alle Tickets die wir haben, bis nach Peking. Das reicht aber nicht! Unermüdlich redet er auf uns ein, nimmt unser Ticket und streicht es mit seinen Fingern durch. Wir haben immer noch keine Ahnung was er will. Das ganze dauert ca. 15 min. Bis er den Bettbezug wegnimmt und abhaut.Ok jetzt haben wir vertsanden, wir haben ein Ticket, eine Schlafplatzresevierung aber keine Bettbezugreservierung. Was ein Aufstand?! Egal wir haben ja unsere Schlafsackinlets aus Seide ;) Nach der ganzen Aufregung gucken wir uns bis es dunkel wird ersteinmal die Ukrainische Landschaft an und beschließen den Abend mit einem Film auf dem Netbook ausklingen zu lassen. Mist, der Zug hält nochmal in Ternopil (nicht zu verwechseln mit Chernobyl). Computer aus und schnell verstauen wir bekommen noch 2 Gäste in unser Viermannabteil. Eine dicke blonde Frau und ein kräftiger Typ mit Glatze...10 min später: Der Typ heißt Roman, Sie Olga, er Italiener, sie Ukrainerin. Beide frisch verheiratet. Da wird drauf angestoßen. Noch bevor Sie sich vorgestellt haben stellen sie uns Becher hin und schenken uns Wein und Kaffee (Lavazza) aus Italien ein. Wir können uns relativ gut verständigen. Ein Mix aus Ukrainisch, Polnisch, Russisch, Italenisch, Englisch machts möglich. Er ist Boxer, daher auch die Statur und er schnarcht laut erzählt uns Olga. Da ich Ihr was Gutes tuen will, nachdem Sie uns so gut versorgen, schenke ich Ihr ein paar Ohrenstöpsel.
Die Realität sieht aber so aus, dass Olga schnarcht wie ein Bär... bis Roman sie dann morgens ablöst. Wir schlafen wenig bis gar nicht. Lustig war es trotzdem. Um 6 Uhr morgens treffen wir in Kiev ein...
Das Studentenheim zu finden war easy. Wir sind eine gute Stunde an einer Hauptstraße langgewandert und dann standen wir davor. -KEMT- Frei überstetzt Kiev Elektrik und Mechanik Technikum ...oder so ähnlich. Das mit dem Kyrillisch lesen klappt schon ganz gut, zumindest besser als das Sprechen. Lena hat uns drei Zettel mitgegeben, auf dem einem steht wo wir hinwollen, auf dem zweiten das wir zu der Chefin des Studentenheims gehören und wir ein Zimmer für 2 Personen bekommen, der dritte ist ein Briefumschlag auf dem der Name der Dame steht..darin befinden sich 60 grivna. Zettel und Umschlag abgegeben und wir sind drin. Ein schönes großes Zimmer mit drei Betten, einem Kühlschrank und einem Bad in dem man nur quer auf der Toilette sitzen kann (ansonsten ist das Schließen der Tür unmöglich). Die Betten haben weder Materatzen noch Lattenrost, sondern Stroff-Auflagen auf einer Sperrholzplatte. Egal für den Preis ist es warscheinlich die komfortabelste und beste Möglichkeit in Kiev zu schlafen. Danke Lena!!!Kiev hat ca. 3 Millionen Einwohner, mit Pendlern, Studenten und Touris usw. kommt man auf über 5 Millionen! Das ist schon was anderes als in Lviv. Wir probieren daher erstmal ohne öffentliche Verkehrsmittel das Zentrum zu erreichen. Das klappt auch, kostet uns aber mindestens einen halben Tag und eine menge Kraft. Dazu nieselt es oft und es ist kalt und laut. Kurz bevor wir uns entschließen wieder zurück zur Unterkunft zu fahren, finden wir eine Touristeninformation...endlich!!! Danach hatten wir den ganzen Tag schon gesucht. Laut unserem Reiseführer gibt es keine in Kiev. Mit sehr gutem Englisch werden wir mit Karten und Infomaterial zur Stadt versorgt. Außerdem erfahren wir das täglich 2 Stadttouren angeboten werden...Gratis?! Na da simma doch dabei! Nur heute nicht mehr. Es geht heim. Einkaufen dann aufwärmem und Essen.
Nächster Morgen...es regnet wieder und es ist kalt. Kein optimales Wetter für ne Stadtführung. Im Reiseführer stand was von einem Chernobyl Museum. Apropo Chernobyl, dass is gar nicht weit weg, laut Reiseührer 2 Autostunden. Sandra macht sich schon ein paar Gedanken wegen dem Essen usw. (Sie hat vor kurzem eine Reportage über die Katastrophe gesehen). Man kann auch Touren direkt in die Speerzone von Chernobyl buchen und die Geisterstadt Prypiat besuchen. Wir diskutieren ein bißchen darüber ob es pervers ist da hin zu fahren oder nicht. Sandra ist ganz klar dagegen, mich würde es schon interessieren aber die Vorstellung wie viele Menschen dadurch gelitten haben und das andere damit heute Geld verdienen schreckt mich auch ab. Außerdem habe ich auch noch die Bilder von Fukushima im Kopf. Hmm habe seit ein paar Tagen nichts mehr aus Japan gehört.Achso, wen es interessiert so eine Fahrt in die Speerzone kostet, wenn man in einer 10-Mann-Gruppe fährt p.P. 125 Dollar, Mittagessen inklusive. Das Museum kostet nur 1 Euro eintritt! Wir beschließen wegen dem Wetter erstmal dort hinzufahren. Leider ist es auch nur ein Euro Eintritt wert... ich würd sogar soweit gehn und sagen dass das wucher ist. Das Museum besteht aus drei Räumen mit wahllos aufgestellten Exponaten und unfreundlichem Personal. Leider ist auch hier alles nur in Kyrillisch. Von einer Großstadt und einem Museum das m.M. ein so wichtiges Thema austellt hätte ich mehr erwartet, auch weil es im Reiseführer als Sehenswürdigkeit beschrieben ist. Nach dem Besuch wandern wir noch ein bißchen weiter durch die Stadt und essen leckere Piroggi! Danach gehts heim, heute ist Waschtag!! Nächster Tag. Wir haben uns fest vorgenommen heute die Stadtführungen mitzumachen, egal was kommt. Das ziehen wir auch durch! Es nieselt und ist mit 5°C echt bitter kalt. Zehn vor Zwölf sind wir am Treffpunkt - wir sind die ersten (typisch deutsch?). Kurz nach 12 kommt der Guide. 10 min später eine größere Gruppe Spanier und 20 min später noch 2 Griechinen und ein paar spanische Nachzügler. Der Guide spricht sehr gutes Englisch, tut echt gut sowas zu hören. Die Tour ist super interresant und witzig, daher machen wir die zweite um vier auch gleich mit. (Kann man nur weiterempfelen! Sightseeing tour for free + kleinen Tip für die guides!) Die Spanier sind übrigens auch wieder dabei und machen vor fast jedem Fliegenschiss ein Gruppenfoto. Wir fragen uns, ob einer von den Russisch spricht? Nachdem wir die zweite Tour beendet haben beginnt unsere vergebliche Suche nach einen wifi hotspot. (@Mama: Wir suchen einen öffentlichen drahtlosen Internetzugang). Alles vergebens ich trage seit 3 Tagen das Netbook mit mir rum und finde nix...nicht bei McDonbalds nicht am Hauptbahnhof nirgends???Am Bahnhof wollten wir auch unsere Zugverbindung checken und gucken ob wir unser Gepäck am nächsten Tag hier irgendwo einschließen können...aber in dieser 5 Millionen Stadt sprechen die unfreundlichen Damen am Informationsschalter kein Englisch (@mich selber: lern nächstes mal mehr, viel viel mehr Russisch!!!).Unser letzter Tag in Kiev ist nochmal richtig schön. Die Hauswächterin unserer Unterkunft erlaubt uns unser Gepäck bis abends im Zimmer zu lassen und den Schlüssel können wir auch dann noch abgeben. Petrus hat erbarmen und wir haben trockene 11°C. Wir finden ein Internet Cafe und können uns eine Karte als Wegbeschreibung zum Hostel in Moskau ausdrucken...außerdem können wir uns nochmal über die ganze "Bin Laden" Situation informieren. Zum Abschluß unserer Sightseeingtour spazieren wir nochmal durch das St. Andrews Viertel. Rund um die wunderschöne Kirche gibt es einen Bildermarkt/Basar der wirklich einen Besuch wert ist!Leider wird unsere Zeit knapp und wir eilen zurück, Rucksäcke holen und ab zum Bahnhof. Hier klappt alles ohne Probleme. Der Zug ist pünktlich, nach kurzer Erklärung unseres slowakischen Tickets und unserer deutschen Platzreservierung sind wir drin. Kommen uns schon vor wie alte Zugfahrhasen...naja wir wissen wo auf dem Ticket steht das es für zwei Personen gilt und das Fahrkarte Billette und Platzreservierung Reservar oder so ählich heißt. Mit unseren Passports reicht das. Das Abteil (heißt in der Transsib "Cupe" ;)) teilen wir uns mit einem jüngeren russischen Mädchen zu der wir keinen Kontakt knüpfen und einem in Moskau lebenden Ukrainer namens Sergeij.Er ist sehr nett und hilft uns bei unklarheiten mit unserem Papierkram den wir für die Russischen Grenzbeamten ausfüllen müssen. Er spricht gutes englisch und kann sogar ein paar brocken deutsch. Als wir uns schon völlig in die Papier/Visa/Einreisbetimmungs Formulare vertieft haben, deutet er aus dem Fenster und murmelt: "da guck, schön". Wir fahren mit dem Zug über eine Brücke über die Dnepr und sehen nocheinmal auf Kiev zurück, wie es in der untergehenden Sonne umgeben von dem großen Fluss echt toll aussieht...und denken uns beide nur: oh man, Kiev mit schönerem Wetter hätten wir dich vielleicht auch etwas lieber gewonnen, Do svidaniya !
Liebe Gruße aus Polen! :). Wir lesen jeden Tag euren Blog. Warten immer gespannt auf mehr. Wir halten dir Daumen für eine weitere gute Reise. Viel Gluck !!!
AntwortenLöschenSabina und Tomek und die ganze Familie aus Koszecin.